Verfasst von: kosta232 | November 10, 2010

Zurück in Deutschland

Servus,
Sodele, dann will ich mal meinen letzten Artikel dieser Reise schreiben. Viel gibt es nicht zu sagen, aber ich habe die Rückkunft meiner lieben XT als Anlass dafür genommen mich noch einmal zu melden.

Zuerst ein paar organisatorische Dinge:

1. eMail-Adressen: Ich habe mitbekommen, dass mein Blogg oft weiterempfohlen wurde. Erstens mal danke dafür. Zweitens empfehle ich denen, die bei der nächsten Reise immer informiert bleiben wollen mir einfach ne Nachricht, Kommentar oder eMail zu schicken, dann kann ich euch in der Verteiler nehmen.

2. Das hört sich jetzt etwas anmaßend an, aber ich werde aus mehreren Gründen die Einträge in eine Druckform bringen. Angedacht ist zunächst einfach die Einträge auf DIN A4 zu bringen und die Bilder nochmals einzufügen. Ich weiss, dass ich für mich und meine Familie schon ein paar Exemplare brauchen werde, wenn jetzt jemand Interesse daran hab sollte, sollte er sich doch einfach mal bei mir melden. Wenn ich ungefähr die Auflage kenne, kann ich evtl günstiger wegkommen.
Ich hab Verständnis, wenn es nicht interessiert, denn es geht bei der Aktion vor allem um die Mitmenschen, die limitierten Zugang zum PC haben und die die gerne Analog archivieren. (Solls noch geben…) Auslieferung ist aber frühestens ab Januar.

3. Ich bin ein paar Mal auf einen Diavortrag angesprochen worden. Besteht dafür allgemein Interesse? Ich überlege einen Vortrag in Dresden und einen in Würzburg zu veranstalten. Da das ganze aber mit einer Menge Arbeit verknüpft ist, wollte ich hier noch einmal nachfragen, ob breiteres Interesse besteht. Dazu vielleicht zwei Warnungen: Erstens, die besten Bilder habt ihr schon gehört und die aufregendsten Geschichten schon gelesen. Zweitens, ich werd zu jeder Gelegenheit Peruanische Musik spielen! (wobei das vielleicht ein bisschen weit geht…)

So, ich hab mit dem Schreiben des Artikels lange genug gewartet, bis die krassesten Emotionen, die nach der Ankunft nicht nur positiv waren, etwas abgeflacht sind. Im Grunde geht es mir gut, die Uni hat mich wieder verschluckt und ich hab mich wieder und schneller und umfangreicher denn je in einen SHK-Vertrag knechten lassen. Die Idee jedenfalls sich einfach schnell in neue Projekte zu stürzen werde ich nach der nächsten Reise nicht mehr umsetzen, aber wer weiss wie es anders herum gewesen wäre.
Das erstaunlichste am Zurückkommen war für mich, dass ich vieles wieder neu kennenlernen konnte. Kennenlernen ist vielleicht nicht so gut getroffen, ich meine einfach, dass man durch den Abstand, der war, Menschen und Verhältnisse neu betrachtet und bewertet. Dabei dürfte sich ja in nur 6 Monaten nicht so viel verändert haben.
Leider hat sich auch Dresden für mich ziemlich verändert, da viele meiner Freunde weggezogen sind oder gerade auf dem Sprung sind.
Erfreulich war aber, dass ich die „Wie-wars“- und die „Erzähl-doch-mal-von-Südamerika“-Frager bisher in Grenzen halten.

So, ich hab in einem alten Artikel schon ein mal ein bissl bilanzieren wollen, ich übernehme das jetzt einfach mal:

– Insgesamt hab ich schlimmeres erwartet im suedamerikanischen Strassenverkehr, auf einer Fahrt von Wuerburg nach Dresden habe ich in der Regel oefter das Gefuehl, dass mich jemand umbringen will als in einem halben Jahr hier unten. (Eigene Dummheiten nicht mitgezaehlt)

– Die XT kann ich fuer Leute, die hier unten mit ihrem Motorrad Abenteuer erleben wollen gar nicht empfehlen. Geradezu langweilig verhaelt sich die Maschine, nachsichtig bei kritischen Maneuvern und ohne aufregende Reparaturen (man faengt schon an sich nach den Oelwechseln zu sehen, um mal wieder das Werkzeug rausholen zu duerfen). Vielleicht ist fuer ein „Motorrad-Abenteuer“ eine BMW angebrachter… 🙂

– mein Lieblingsland in Suedamerika ist auf jeden FAll ArChìKoBoPeE:
Das Klima, die Dirtroads, das Essen und die Menschen Nordargentiniens, die ähh…. nagut, Meeresfruechte Chiles, der Kaffee, die Staedte und die Menschen Kolumbiens, die Preise und gute Laune Boliviens, die Landschaftshighlights und Sehenswuerdigkeiten Perus und zuletzt die Salsa und Vulkane Equadors. (Wenn das mal nicht super versöhnlich-kitschig ist, weiss ich auch nicht mehr weiter)

– vielleicht einmal eine Aufzaehlung der Highlights in Suedamerika, die ich jedem Reisenden ans Herz lege:
1. Passo de Aguas Negras, landschaftlich phantastisch und zeitlich ueberschaubar. Ich kann leider nicht sagen ob die Begeisterung mitunter daher kam, dass es mein erster Pass dieser Hoehe war, aber ich glaube er ist schon besonders.
2. Ruta 40 in Nordargentinien zwischen Salta und La Rioja: Einfach tolle Landschaft, super OffRoad, tolle Moeglichkeiten zum Campen und Wohlfuehlen, vllt sogar DAS Highlight fuer mich.
3. Cañon de Colca/Peru: Beeindruckendes Tal mit einer Landschaft, wie man sie sich von Suedamerika nur ertraeumt. Tolle Trails.
4. MachuPicchu, keine Ueberraschung
5. Der Dschungel, wenn schon nicht mit dem Motorrad zu geniessen sollte es doch bei einer Suedamerikareise dabei sein.
6. Viele schoene Orte in Kolumbien aber besonders die Zona Cafetera! Die beschriebene Strasse noerdlich von Manizales war fuer mich der Inbegriff von unberuehrter, vollkommener Schoenheit Kolumbiens.
7. Sucre als schoenste Stadt, dicht gefolgt von vielen kolumbianischen Staedten.
8. Cordillera Blanca, mehr als die Bilder brauch ich dazu nicht zu zeigen oder?

– Suedamerika ist sehr sauber, wer Kakerlaken und Ratten erwartet, sollte die besser selbst mitbringen. Ausser in Bolivien wurden die Strassen taeglich gereinigt. Oha, da faellt mir auf, dass ich dabei bin ein riesen Missverstaendniss zu erzeugen. Die Menschen sind nicht umweltbewusst, ganz im Gegenteil, das hab ich ja auch schon oft genug beschrieben. Selbst in Chile kommt man an vielen Muellhalden an Strassenraendern vorbei. Es scheint aber, dass sie gut darin sind ihn von der Strasse zu schaffen.
Im Grunde sind dafuer die Hunde zum Ungeziefer zu zaehlen. Und fuer Motorradfahrer koennen die besonders problematisch werden. Ich kann hier aber ein paar Tipps geben wie man den Biestern wenigstens den ein oder anderen guten Tritt geben kann:
Es gibt zwei unterschiedliche Manoever der Hunde, die die Verfolgung einleiten: Diejenigen, die in einem spitzen Winkel zur Fahrzeuglaengsachse auf das Motorrad zurennen und die, die im stumpfen Winkel hinterherrennen, nachdem das Motorrad vorbeigefahren ist. Erstere haben ihren Schwachpunkt während der Wenden, die sie vollziehen muessen um dem Motorrad nachzurennen. Meist rutschen da die Hunde und können kaum ausweichen. Wenn man dann also auf sie zulenkt und schnell genug ist, hat man die Moeglichkeit einen vllt sogar zwei gute Treffer zu landen, meist aber nur auf den Torso.
Bei denen, die einen nur verfolgen, muss man das Tempo drosseln und, wenn die Strasse es zulaesst, mit einer Schwenkbewegung in ihre Laufbahn ziehen und hat dann meist eine gute Chance auf einen Kopftreffer. Da dies meist die Motivation der Hunde noch steigert, kommt man sogar mehrmals hintereinander zum Punkten.
Die beiden Aktionen sind ohne weiteres auch nacheinander anwendbar. Man sollte nur hoffen, dass einen keine Ampel/Kind/Baustelle zum Anhalten zwingt, solang die Hunde die Verfolgung nicht aufgegeben haben.
Wer hier Mitleid zeigt, hat den Absatz mit dem Ungeziefer nicht verstanden.
Hier das ganze noch mal graphisch (der „Hit-it“-Schlenker in der Mitte ist für den Extra Schwung und kann den Unterschied zwischen einem mittelmäßigen und einem tollen Tag auf dem Motorrad machen)

– Als einen großen Erfolg werte ich die Freude und Gelassenheit beim alleine Reisen, die sich erst in den letzten 2 Monaten einstellte. Es hat eine Weile gedauert, bis ich es gelernt hatte, was für mich zum erfolgreichen Reisen gehört, aber ich glaube die investierte Zeit hat sich gelohnt.

So zum Abschluss und damit das ganze nicht ganz Bildlos vorbei ist noch ein Bild „aus dem Kreise der Familie“

Damit bleibt mir nur zu sagen, vielen Dank und bis zum nächsten Mal, ich hoffe es hat euch gefallen!

Verfasst von: kosta232 | September 22, 2010

Argentinien

Servus,
sodele, dann wirds also wirklich langsam Zeit fuer den letzten Actionbericht des dreckigsten Gespanns suedlich des Aequators.
Nach Bolivien gings wieder ins heftig idealisierte Argentinien. Schoene Fotos, wage Erinnerungen und schoenere Aussichten, das Wetter betreffend, haben die Erwartungen ins Unermessliche steigen lassen. Lest selbst ob Argentinien „up to it“ war.

In einer ersten Etappe gings nach Iruya, nach dem Handbuch ein tolles abgelegenes Dorf. Naja fuer mich wars etwas zu hinterm Mond und wie kann ein einziges im Dorf vorhandenes Telefon die heutigen Kommunikationsansprueche eines Mitte-20-Jaehrigen zufriedenstellen? Naja wenigstens bin ich noch zu meinem Steak gekommen.

Ich muss schon zugeben, dass es schoen und wirklich abseits gelegen war, allerdings ist das wohl eher fuer Wanderer und nicht fuer allein Reisende interessant. Sonderbar war hier die Abneigung gegen meine Kamera, keiner wollte hier fotographiert werden. Eine Frau hat mich sogar vom Strassenrand weggeschickt, wo ich einfach nur von ein paar Felsen ein Foto machen wollte. Keine Ahnung was das war…

Am naechsten Tag gings also gleich weiter nach Salta. Da niedrig (um die 1000m) und schoen warm, war dort ein Tag Pause eingeplant. Allerdings hat mich neben all der Freude wieder in Argentinien zu sein mich dort etwas ganz anderes erwischt. Im Grunde wurde mir durch die Ankunft dort erst richtig bewusst, dass ich auf das unvermeindbare Ende meiner Reise zufahre und dass Arg das letzte Land sein wird, dass ich, ausser Chile als Abflugort, bereisen werde.
Naja hilft ja alles nix, also in Salta etwas gechillt und mir diesmal etwas die Stadt angesehen. Die ist schon sehr modern und weniger ansprechend. Wenn auch nicht unschoen musste ich mich erst wieder etwas an Fussgaengerzonen und teure „Gesehen-werden“-Strassencafes gewoehnen.

Hier ist die Ruta 9 (glaub ich) noerdlich Salta zu sehen. Fuer ein beladenes Motorrad ist die Spurbreite genau richtig. Spass hats gemacht und schoene Umgebung isses auch.

Mein naechstes Ziel war Cafayate, eine touristische Kleinstadt, in Reichweite fuer Touristen aus Salta und mit nennenswerter Weinproduktion. Allerdings hat mir die Umgebung wenig angesprochen, so dass ich weiter ins viel viel schoenere Santa Maria gefahren bin, das mich schon auf der Hinfahrt vor 5 Monaten beeindruckt hat. Wieder auf den gleichen Campingplatz, was die Trauer ueber die Abfahrt nicht gerade verbessert hat.
Der Weg von Salta fuehrte durch die Quebrada de Cafayate die wirklich sehr schoen ist und mich, wie schon andere Red-Rock-Deserts, durch ihre Schoenheit beeindruckt hat.

Auf dem Campingplatz hab ich einen Briten/Canadier Ian und Daniel aus Peru auf Fahrraedern getroffen. Ganz nette Typen, haben zusammen einen Abend verbracht, aber auch schon „gezeichnet“ von zu viel Zeit allein (auf dem Fahrrad?).
Weil mir Santa Maria so gut gefaellt habe ich dort einen weiteren Tag verbracht und mir wieder irgendwelche Ruinen angesehen. Der Hoehepunkt war aber das verdiente Bier am Abend auf der Plaza. Auf jeden Fall genau das wonach man auf der Reise sucht. Einfach ein tolles Gefuehl in der Sonne in Argentinien zu sitzen und ein kaltes Bier vor sich zu haben, waehrend man dem sozialen Treiben auf dem Hauptversammlungsplatz zusehen kann.
In Santa Maria eine Werkstatt aufmachen oder Stoepseln den Dreisatz beibringen waere echt mein Notfallplan fuer den 3. Weltkrieg oder fuer den Fall das die GEZ mir mit dem IPod auf die Schliche kommt (der ist zwar viel zu alt um Internetfaehig zu sein, aber seit wann gehen die Verbrecher schon nach Logik?).

Immer weiter Richtung Sueden gings dann nach La Rioja. Wieder einmal war ich vor die Wahl gestellt zwischen ruhig, bekannt und asphaltiert oder unbekannt, klein und dreckig. Ich hab mich diesmal endlich mal wieder fuer das Abenteuer entschieden und wurde mit einer phantastischen abgelegenen Dirtroad entschaedigt. Und wie wichtig ist es sich ab und zu mal wieder selbst von seinen Faehigkeiten (und von denen des Moppeds) zu ueberzeugen, bevor man ein aengstlicher, uebervorsichtiger, alter Sack wird.

Die Belohnung:

La Rioja ist eine der waermsten Staedte in Westargentinien und damit genau richtig fuer mich. An dem Tag hat meine rechte Gabeldichtung voellig den Geist aufgegeben und so hab ich recht spontan (die neuen Dichtungen hatte ich unter meinen Ersatzteilen) in einer Werkstatt gleich beide Rohre ausgebaut und alles neu gemacht. Beim Ausbau merkte ich, dass die linke Dichtung auch schon am Aufgeben war. Alles auseinandergenommen, gereinigt und mit neuer Dichtung und Oel wieder eingebaut. Auf jedem Fall das sauberste Teil am Motorrad! Schoen, dass ich das jetzt auch einmal gemacht habe, bei einer solchen Reise kann man echt was lernen (ob man will oder nicht).

La Rioja ist leider ziemlich teuer, daher bin ich wieder auf einen „Campingplatz“. Diesmal war ein Naherholungspark mit Trimm-dich-Pfad, See mit Tretbooten und Grillareal.
Am naechsten Tag wollte ich mich auf die Spuren einer Dakar-Etappe von 2009 zwischen La Rioja und Cordoba machen, als mein Motorrad wieder Temperaturprobleme hatte (selbst bei nur 80km/h).
Das einzige war ich unterwegs tun konnte, war vom Motor die dickste Oel-Sand Schicht (nach dem Oelwechsel in Quito hat sie auf dem Rahmenablass ziemlich getropft und alles ueber den Motor verteilt) mit ner Buerste entfernen, aber es hat schon gereicht um die Temperatur wieder runterzubringen.
Ich hab ja kein Problem alle 5000 km das Oel zu wechseln, auch nicht ab und zu mal sowas wie die Gabeln neu zu machen aber wenn das Muli-Prinzesschen jetzt auch noch regelmaessig gewaschen werden will, dann hat es sich aber geschnitten. Ich muss dem echt mal wieder klarmachen, dass es ein Offroadbike ist. Das kommt davon wenn man aufhoert sich auf Sand und Schlamm zu maulen.

Ansonsten fuehle ich mich absolut perfekt mit dem Reisen in Argentinien. Es erfuellt im Grunde alle Erwartungen und gegrillt wird auch regelmaessig. Es ist schoen vor dem kalten Winter noch einmal etwas Sonne tanken zu koennen.
Inzwischen sind mir aber auch schon ein paar Sachen aufgefallen, die mich hier nerven (vor allem abseits der groesseren Staedte):
– das eine ist die zelebrierte Siesta: Gerade auf dem Land ist, voellig unabhaengig von der wirklichen Temperatur zwischen 12 Uhr und 17:30 Uhr einfach total tote Hose. Es bleibt mir in der Zeit meist nichts anderes uebrig als mein Wasser an Tankstellen zu kaufen. Und da das die Zeit ist, in der ich meist mit dem Motorrad am Ziel ankomme, ist es doppelt unguenstig.
– das andere ist das Essen: Nein, das Fleisch ist immer noch fantastisch, aber es ist echt schwierig Gemuese oder Obst zu bekommen. Und leider entspricht es hier oft geschmacklich eher deutschen Standarts. Dafuer sieht es gerade in Grossstaedten genauso makellos aus.

Aber zurueck zum Reisen:
Die Strecke der Dakar zu verfolgen war eine gute Idee und hat mich an viele landschaftlich tolle Ecken und natuerlich zu tollem Offroad gebracht. In der Ecke hat mein taiwanesischer Hinterreifen auch ziemliche Schwaechen offenbart. Was anfangs noch lustig war, das Rutschen abseits der Strasse, trat hier, selbst voll beladen, immer haeufiger auf. Soweit, dass ich mich gezwungen sah fuer die letzten 1000 km noch mal neu zu bereifen. Nach einem deutschen (Heidenau), italienischen (Pirelli), taiwanesischen (DURO?) ist jetzt ein brasilianischer Schlappen drauf. (Levorin) Alle Biker, die ich getroffen habe, waren eher skeptisch aber er war nicht so unglaublich teuer wie die restlichen Reifen in Argentinien und hat mich, Achtung Spoiler!, sicher nach Valparaiso gebracht.

Wenn ich mal im Lotto gewinnen sollte, moebel ich die olle XT ein wenig auf, miet mir nen Koch und nen Mechaniker und tucker da mal mit. Als Sieger der Herzen allein des olympischen Gedankens wegen.

Cordoba und alles was auf meiner Reise noch folgen sollte, war schon fast erschreckend europaeisch: Autobahn, McDonalds, Walmart und sogar ne Doenerbude. In Mendoza sind die Menschen sogar schon soweit von der Kultur der Anden entfernt, die nur ein paar Kilometer weiter liegen, dass sie eine von diesen abgrundtief schlechten „peruanischen“ Floetenkombos mit dickem Kerl in Alpacaueberwurf und Wild-West-Haeuptlingsfederkopfschmuck in der Fussgaengerzone ertragen. Es gibt dazu auch ne ganz gute Southparkfolge.

Nach Cordoba bin ich eigentlich vor allem wegen einiger Menschen gefahren, die ich online kennengelernt habe. Ich muss mich jetzt mal schnell outen und zu einem meiner Hobbies bekennen, damit man den Rest versteht. Seit ein paar Jahren bin ich leidenschaftlicher Brettspieler. Die ganze Tiefe des Hobbys zu erklaeren wuerde hier zu weit gehen. Den Nicht-Geeks sei nur gesagt, es gibt eine Welt hinter Monopoly und Risiko und sie lohnt die Reise. (nein, nicht „Siedler“!)
Auf jeden Fall hab ich mich mit einigen Brettspielern in Cordoba verabredet und wie sehr hab ich mich im Nachhinein gefreut, den Umweg auf mich genommen zu haben.
Wilson, Emanuel und Gustavo (wenn auch „Eurogamer“) haben mir zwei sehr schoene Abende mit Gegrilltem, Bier und Fernet-Longdrinks beschert.
Nach 5-monatiger Abstinenz tat es mal wieder gut sich in einem Brettspiel versenken zu koennen.

Vielen Dank an die drei, vor allem an Wilson, der mich eingeladen hat und trotz eines 3-Uhr-morgens-Jobs bis um 2 Uhr nachts durchgehalten hat.

Nach Cordoba, wo ich ein paar erholsame Tage verbracht habe gings weiter nun immer nach Westen auf Chile zu. Leider ist Argentinien ziemlich teuer was Uebernachtungen betrifft, daher hab ich ab und zu trotz unzureichendem Schlafsack noch campen muessen.

Selbst ein Dorm in einem naja-Hostel kostet 10 Euro! Und Campen musste ich teilweise schon fuer 7 Euro, das ist fast so viel wie auf Ruegen! (nicht dass ich Ruegen gegen Argentinien tauschen wuerde, aber ich will ja dem Daheimgeblieben eine Moeglichkeit zum Vergleich in ihrem Erfahrungshorizont liefern).

In Mendoza bin ich bei meinen Touren durch die Stadt zufaellig am Stadion vorbeigekommen. Da ein wichtiges Spiel anstand und ich eh nix zu tun hatte hab ich mir gleich eine Karte fuer die lokale Fankurve besorgt.
Ich bin ein paar Minuten nach dem Anpfiff ins Stadion (bei Fussball koennen sie ploetzlich puenktlich sein…) und war die erste halbe Stunde ueberzeugt nur eine Jugendauswahl, quasi zum anheizen zu sehen. Ich verstehe nicht allzuviel von Fussball aber irgendwann ging mir dann auf dass es schon die echten Mannschaften waren. Naja. Das Spiel war aus der primera Division und sollte wie gesagt irgendwas entscheiden, aber es waren nicht so richtig viele Leute da. Die Party wurde auf jeden Fall in der anderen Kurve gefeiert denn Mendoza verlor.

Alles in allem war es ein schoenes Nachmittagsprogramm, aber ich bin etwas von den Fans enttaeuscht. Ich habe nach dem Spiel versucht etwas vom Dresdner Fussballgeist (dass ich dabei weiter keine Ahnung von Fussball habe, macht mich nur zu einem glaubwuerdigeren Dresdner…) rueberzubringen und habe eine feindliche Flagge und zwei Muellcontainer in Brand gesteckt. Einem gegnerischen Fan, dem ich die Flagge abgenommen hatte, konnte ich eine Boeschung runterschubsen und die Polizei hab ich auch boese angekuckt. Leider war kein Argentinier mitzureissen. Kein Wunder dass das Land bei solchen Fans bei der WM untergeht.
Eigentlich haette ich gern eine Weinprobe gemacht, aber ich habe es leider nicht geschafft andere Angebote als fuer 19 Jaehrige US-Amerikaner die sich in nem Weinkeller Absinth kaufen gefunden. Echt schade, aber man will sein Geld ja auch nicht verbrennen.

Nach Mendoza gings dann noch einmal ueber die Anden und sie sollten mir noch mal alles bieten, was sie konnten. Tolle Landschaft, schoenes Offroad, Nationalparks (beides noerdlich Mendoza), viele Kurven, ein paar Condor (Plural?) und natuerlich Eiseskaelte.

Seit vorgestern bin ich jetzt wieder in Valparaiso. Eigentlich eine schoene Stadt aber was vor 6 Monaten alles aufregend und spannend war, stimmt jetzt eher traurig. Die Aufraeumarbeiten und die Planung fuer die Verschiffung des Moppeds heben nicht gerade die Stimmung. Leider ist zzt auch kein anderer Biker/in im Hostel mit dem ich mir die Abende vertreiben koennte (dafuer gibts nen Blogggupdate, hurra)

Im Grunde sind wir damit am Ende dieses Bloggs angekommen. Ich denke es wird noch ein kurzes Fazit folgen, dass ich in den naechsten Tagen fertigstellen moechte. Ich denke darueber nach noch einmal schnell zu bloggen wenn mein Motorrad in Dtl angekommen ist, da ich es in Bloggs anderer Reisender immer ganz spannend fand, zu lesen, wie es ihnen nach ihrer Rueckkunft gegangen ist, aber ich bin mir noch nicht sicher. Ich hoffe jedenfalls es hat euch gefallen und dass mehr Leute gelesen als kommentiert haben.

Eigentlich wollte ich zuerst keine Laenderaufkleber auf meine Koffer kleben, weil ich das immer fuer etwas Angeberei halte. Nach meiner tollen Zeit in Argentinien habe ich mich aber anders entschieden (seid sie Maradonna abgesaegt haben, braucht man sich seiner Zuneigung zu diesem Land auch nicht mehr zu schaemen): Ich hoffe allerdings dem Land ist diese Ehre ueberhaupt bewusst.

Verfasst von: kosta232 | September 7, 2010

Bolivien geniesen

Es geht berab:

Servus,

Wie im letzten Eintrag erwaehnt habe ich es nach Bolivien geschafft und eine Gruppe von Italienern getroffen nachdem ich wieder auf dem Weg nach La Paz war. Es stellte sich heraus, dass es 8 Personen mit Supportfahrzeug sind und in vier Wochen von Quito nach Antofagasta machen. (alles touristische inklusive). Ich hab mit ihnen einen ganz netten Abend verbracht, allerdings war dann die Sprachverwirrung echt komplett. Es ging noch einigermassen beim Essen meine Italienischreste zusammenzukratzen, aber die naechsten Tage hab ich immer wieder bei Tankstellen oder Hotels auf Italienisch angefangen. Eigentlich echt schade, dass ich die schoenere Sprache mit der Duemmeren ueberdeckt habe.

Naja, wir haben uns dann fuer den naechsten Tag in Challapata verabredet, aber sie sind nie gekommen. Ich hab lange in der Stadt gewartet aber es ist nie jemand aufgetaucht. Nicht schlimm, ich wollte danach sowieso eine andere Route als sie einschlagen.

Hier ein schoenes Schild aus Oruro („wenn das der Fuehrer wuesste“)

Der Weg von La Paz nach Sueden war dabei ziemlich bescheiden, hoch, kalt, ohne interessante Landschaft und immer gerade aus. Das sollte sich am naechsten Tag schlagartig aendern:

(ich weiss, ich weiss, aber ich komme wieder in schoenere Landschaften, also macht euch auf mehr gefasst…)
Die Strasse wurde endlich kurvig, gut ausgebaut und fuehrte durch sehenswerte Landschaft.

An dem Tag bin ich bis nach Sucre durchgefahren. Sucre ist eine tolle Stadt, schoen gelegen in einem Tal auf nur 2700 Meter, also schoen warm, und das gesamte Zentrum ist im kolonialen Stil weiss gestrichen.

Hier wollte ich einen Tag Pause machen, um mich wieder aufzuwaermen, aber aus dem einen sind schnell drei Tage geworden. Ich hab ein tolles Hotel gefunden: Ordentliche Zimmer mit Bad, schoener Innenhof mit Blumen und Sitzmoeglichkeiten zum Lesen, ordentliche Kueche und das alles ohne Backpackermief.

Die Stadt hatte wieder diese entspannte Geschaeftigkeit, die mir schon in La Paz so gut gefallen hat. Es ist also viel los auf der Strasse aber es ist nie belastend.
Ausserdem hat Sucre auch einen schoenen Markt, wo ich meinen persoenlichen „Happyplace“ gefunden habe:

Bei Preisen von ca. 30 Cent pro frisch gemachten Saft hab ich da taeglich mehrmals vorbeigeschaut.

In Sucre habe ich auch Henny kennengelernt, eine Civ-Ing. aus Holland. Ich treffe zzt irgendwie ziemlich viele allein reisende Menschen die schon die ersten Berufsjahre hinter sich haben und meist nicht unzufrieden aber selten euphorisch sind. Faellt mir aber vermutlich nur deshalb auf, weil ich selbst zzt viel an Deutschland und die Zeit, die nach dem Studium kommt, denke.

Hier habe ich dann auch noch einen fixen Oelwechsel gemacht. Unglaublich billig ist das Oel. Hab fuer 3L nur knapp 12 Euro gezahlt. Dabei wars Markenoel. Jetzt tropft die olle XT auch nicht mehr.

Schoen war, hier die Moeglichkeit gehabt zu haben mal wieder ins „Kino“ zu gehen. Eine Bar an der Plaza hat jeden Abend einen anderen Film gezeigt. Am ersten Abend hab ich „Trainspotting“ gesehen, wobei ich den Fehler gemacht habe, waehrend dessen versucht zu haben etwas zu essen.
Am zweiten Abend wurde „The Devil`s Miner“ gezeigt, ein Film ueber die Zustaende in den Minen bei Potosi. Ein sehr guter Film, dem ich jedem empfehlen kann, der sehen will, wo ich zzt bin (und wie es den Arbeitern hier geht). Sehr gut vor allem, weil er unaufgeregt und ruhig berichtet. (ok, ok, die Hauptpersonen sind Kinder in Minen, aber es geht trotzdem)

Nach Sucre und der dortigen Entspannung hatte ich ueberhaupt keine Lust wieder aufs Mopped zu steigen und ins hoeher gelegene, weniger schoene, kalte Potosi zu fahren. Aber, ich war wirklich ueberrascht, selbst Potosi, eine Minenstadt, um die ich sonst eher Umwege mache, ist wirklich ansprechend. Bis auf ein paar Gebaeude am Hauptplatz nicht unbedingt schoen, aber dennoch eine Stadt in der ich mich wohl gefuehlt habe. Leider hatte ich im Hotel ein sehr kaltes Zimmer erwischt, weshalb ich dann den Aufenthalt nicht besonders geniesen konnte. Duschen gabs auch keine.
Hier hab ich mich mal wieder unter Touristen gemischt und mir eine Mine angesehen. Vielleicht ganz kurz was zur Geschichte: Die zuvor staatlichen Minen sind nach einem Fall der Preise in den Achtzigern und folgenden Entlassungen von 120.000 Minenarbeitern in private Hand uebergegangen. Seit dem arbeiten die Menschen in sogenannten „Kooperationen“ in denen sie einfach den Gewinn, den sie mit der Mine erwirtschaften, unter sich aufteilen. Ob der Staat noch eine Scheibe abbekommt, weiss ich nicht.
Zu Beginn der Tour hat man sich den Arbeitermarkt angesehen, wo es Coca und Dynamit zu kaufen gab. Danach gings in die Mine, wo noch mit Lore und Schubkarre das Gestein aus dem Berg gefahren wird. Die fortschrittlicheren Minen haben pneumatische Werkzeuge und manche sogar ne elektrische Winde… manche aber auch nicht:

Fuer jede Mine gibt es dann noch einen Teufel, den man immer gluecklich stimmen sollte mit Abgaben. Ich werd jetzt hier nicht jeden Mythos erklaeren, schauts euch einfach den Film an.

Die letzte Nacht wurde in Potosi noch mal richtig kalt und als ich aufgewacht bin lag ueber der ganzen Stadt ne Schneedecke. Prima.
Das Wetter und der Schnee haben es sogar in die bolivianischen Nachrichten geschafft. Mit der Hoffnung im 300 m tiefer liegenden Uyuni andere Bedingungen vorzufinden, bin ich dann trotzdem los. Wieder sehr frueh, um die noetigen Zeitreserven zu haben. Inzwischen frage ich mich ob das wirklich so clever ist: Meist hat noch nichts offen, so dass das Fruehstueck auf einen Schluck Wasser aus meiner Flasche begrenzt ist und ich komme schon gegen Mittag, wenn es erst anfaengt warm zu werden an.

In Potosi hatte ich mit dem Fruehstueck Glueck und habe eine Frau auf der Plaza getroffen die Tee verkauft hat. Also nix wie hin und unter Minenarbeiter gemischt. Ich weiss bis heute nicht was ich wirklich getrunken habe. Vorweg gab es ein Schnappsglas mit klarer Fluessigkeit, dem Geschmack nach seehr gesund und hinten nach eine gruen-braune Fluessigkeit die die gute Dame wie eine routinierte Bartenderin aus fuenf alten Jack-Daniels Flaschen zusammengemixt hat. Das ganze noch aufgefuellt mit Cocatee und fertig ist der Minencoctail. Hat mir im uebrigen nicht geschadet.

Uyuni selbst ist keine allzuschoene aber ziemlich teure Stadt. Einen Tag habe ich mir die Zeit genommen den Zugfriedhof und den Salar, den hoechsten, groessten, …(Platz fuer beliebige Superlative) Salzsee der Welt zu sehen.

Auf dem Zugfriefhof soll auch ein Zug zu sehen sein, den Butch Cassidy und Sundance Kid ueberfallen haben. Naja. Mich hat es nicht wirklich doch vom Hocker gehaun.

Der Salar war da schon viel beeindruckender.

Ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass ich nicht mehr viel Zeit hier habe, oder daran, dass ich ein sehr konkretes Ziel vor Augen habe, jedenfalls faellt mir das allein Reisen viel leichter als am Anfang. Ich habe vor kurzem auch mal wieder mein eigenes Tagebuch gelesen und kann wirklich eine Steigerung feststellen. Natuerlich gibt es auch schlechtere Tage. In Uyuni sollte sich zum Beispiel das Alleinreisen in richtig koerperlichen Schmerz manifestieren.
Auf dem Salzsee, einer riesigen weissen Flaeche geht manchmal etwas das Gefuehl der dritten Dimension verloren. 1000 Bilder, die diesen Effekt nutzen kann man bestimmt bei Google finden. Ich wollte es natuerlich wieder etwas anders, besser und extremer machen und wollte eine Flugrolle ueber mein Motorrad fotografieren. Da ich nun aber allein unterwegs bin, musst ich das ganze mit dem Selbstausloeser timen, natuerlich hat das selbst nach 30-40 Anlaeufen nicht geklappt. Naja und dass Schulter und Huefte das Landen auf der Salzkruste allzu toll fanden ist nur verstaendlich. Auch die Haende haben was abbekommen, praktischerweise ist das Salz in der Wunde gleich mit drin. Inzwischen kann ich aber wieder normal gehen und den rechten Arm benutzen 🙂

Naja, ich habs dann irgendwann sein lassen. Statt dessen hab ich ein ganz cooles Video waehrend der Fahrt gedreht, aber ich finde kein I-net-Cafe bei dem das Hochladen funktioniert. Ich bin auch gaenzlich unbewandert was das Arbeiten mit Videos betrifft, also werde ich das fuer Deutschland lassen muessen. Es ist schon frustrierend… jeder 10-jaehrige stellt Videos bei YouTube rein, nur ich bin dazu nicht in der Lage bei meinem eigenen Blogg. Bin ich schon in dem Alter, in dem mich die Juengeren ueberfluegeln?

Nach Uyuni ging es dann wieder bergab nach Tupiza. Die Strecke war nicht allzulang und endlich mal wieder richtig schoenes Offroad: Zu Beginn, zum Abschied vom Altiplano, eine schnelle Passage auf grosser Hoehe (guter Belag nur mit etwas Querrillen und ab und zu Sandloechern) danach gings ins Tal von Tupiza mit wunderbarer Strecke.

Bolivien hat mir wirklich gut gefallen. Hier zu reisen ist wirklich billig, die Menschen entspannt und das Land schoen. Es ist fast ein wenig schade, dass ich es schon wieder verlassen muss. Der vollstaendigkeit halber muss ich auch noch sagen, dass ich nur das Hochland gesehen habe, das Tiefland, dass noch einmal ganz anders sein muss, habe ich, nach den Erfahrungen im Dschungel Perus, weggelassen.

Inzwischen bin ich nach ueber 22 000 km wieder in Argentinien. (350 km fehlen auf dem Tacho wegen dem Schlamassel mit der Tachowelle, ich muss mal schaun ob ich in Dtl einen Tuerken findet, der mir die Uhr nicht zurueck- sondern vordreht. Ich hoffe das verstoesst nicht gegen irgendeinen Berufsethos. Tuerken aus der Verwandschaft sind bei diesem rassistischen Witz natuerlich ausgenommen). Von Argentinien werde ich das naechste Mal erzaehlen, diesen Eintrag hat sich Bolivien allein verdient. Leicht hats das Land bei meinen idealisierten Vorstellungen bestimmt nicht. Aber soviel sei schon mal verraten, an meinem ersten Abend gabs erstmal ein richtig gutes, grosses Steak – was sonst.

Verfasst von: kosta232 | August 25, 2010

Erste Schritte in Bolivien

Servus,
Inzwischen habe ich meinen Tiefflug durch Suedamerika abgeschlossen und reise relativ entspannt durch Bolivien. Bevor ich euch aber davon schreibe, muesst ihr euch erst noch durch den Rest von Peru mit mir quaelen.
Also los gings von Huacachina nach Cusco auf einer perfekt asphaltierten Strasse, die in einem Motorradforum sogar als schoenste Strasse Suedamerikas vorgeschlagen wurde.

Schoen war, dass auf dieser Strecke noch mal alles an Klimazonen zu sehen war. Angefangen von Wueste zu Beginn, ueber karge Hochebenen bishin zu Taelern mit mehr Vegetation.
Auf dieser Strasse habe ich auch ein oesterreichisches Kamerateam getroffen, das einen Film ueber Motorradfahren in Peru macht, sie wollen mich mit einem kurzen Interview auch reinstecken. Die Armen hatten nur 5 Wochen und ein ordentlicher Teil ging fuer den Import des Bikes drauf. Bin mal gespannt auf den Film und ich hab ihnen fuers naechste Mal die Villa Kunterbund fuer den Zoll empfohlen.

Die oben genannte Strasse fing in Nasca an. In Nasca befinden sich diese Linien auf dem Boden, leider aber konnte man vom Turm aus nicht allzuviel entdecken.

Vielleicht ist es vom Flugzeug aus beeindruckender, aber die Linien, die ich gesehen habe, haben mich sehr enttaeuscht.

In Cusco konnte ich wieder in mein altes Hotel einchecken und jetzt auf dem Weg an Orten vorbei zu kommen, an denen man vor ein paar Monaten schon ein mal war, ist ganz schoen seltsam. Man vermisst die Zeit, die man damals noch hatte, als alles unbekannt war und vor allem Vorfreude herrschte. Mir fehlen auch die Menschen mit denen ich damals Kontakt hatte.
All das macht mir im Grunde klar, dass ich auf dem Rueckweg bin und, dass das hier alles nicht mehr allzu lang dauern wird.

In Cusco habe ich dann ein paar Hollaender getroffen, die schon in Quito unterkuehlt waren. Diesmal erklaert mir einer von ihnen, dass er sich nicht als Biker sieht und diese eigentlich auch gar nicht mag und sich nur ungern mit ihnen unterhaelt. Prima. […] (Platz fuer ein paar konventionelle Schimpfwoerter)
Auf jeden Fall hat es ihn aber nicht davon abgehalten in Jeffs Bar rumzuhaengen. Bloeder Penner. Dabei ist er auch XT-Fahrer…
Naja mit Jeff war es ganz nett, aber ziemlich das gleiche wie das letzte Mal als ich dort war. Es sitzen lauter Reisende (in dem Fall Maenner) um einen Tisch und statt sich gegenseitig zuzuhoeren erzaehlt jeder effektheischend seine Geschichten. Ziemlich anstrengend, aber ich kann ja nicht einfach zurueckstehen… wer hat ausserdem die besten Geschichten?

Einen Tag habe ich in Cusco Pause gemacht und mal wieder meinen Gepaecktraeger geschweisst. Das Ritzel der Kette habe ich auch gewechselt, die Kette selbst und das Kettenblatt sehen noch so gut aus, dass sie mich wenigstens noch nach Valpo bringen sollten. Lufi war natuerlich auch faellig.

Tags drauf gings dann weiter an den Titicacasee. Im Grunde eine weitere Enttaeuschung. Puno selbst, das touristische Zentrum auf peruanischer Seite ist superhaesslich.

Der Weg dorthin war allerdings recht schoen und ich konnte in paar Bilder machen:

Flamingos: (Ich muss das Bild so gross machen, sonst erkennt man bei den scheuen Biestern nix)

Zug zwischen Cusco und Puno (ueber 200 Euro fuer die 400km, wohl eher was fuer Nostalgiker)

Der See selbst ist ganz idyllisch an leeren Stellen und ich vermute, dass die Inseln mit ihrer andischen Kultur fuer Leute, die es interessiert, das eigentlich pralle sind. Mir wurde fuer ein Tag auch mehrfach Touren angeboten, aber ich habe dankend abgelehnt.

Um den Eindruck von Peru zum Schluss noch abzurunden hat ein Chinaimbiss versucht mich mit gebratenen Nudeln zu vergiften und ich lag einen ganzen Tag im Hotelzimmer auf der Nase (hatte zum Glueck Kabelfernsehen). Zum Chinesen gehe ich immer mal wieder, wenn ich kein Huehnchen mehr sehen kann und ich meine Dosis Glutamat brauche.

Ich will bevor ich jetzt zu Bolivien komme, noch ein paar Worte zu Peru sagen. In meinem Blogg ist es bisher nicht besonders gut weggekommen, das will ich so nicht ganz stehen lassen.
Es gibt vermutlich taeglich hundert Gruende sich hier aufzuregen. Schlechtes Essen, muerrische Menschen, scheiss Wetter an der Kueste und die grauenvollste Musik die ich bisher gehoert habe. Auch Ted Simon (vermutlich einer der ersten, der mit dem Motorrad die Welt umrundete) war deprimiert als er durch Peru musste. Aber er hat auch gesagt, dass man kriechen muss um die Welt kennenzulernen. Und vielleicht hat das bei mir einfach etwas gefehlt. Vielleicht haette ich ein positiveres Bild, wenn ich persoenlich mehr Peruaner kennengelernt haette. Vielleicht sind Tankwarte und Hoteliers einfach nicht die Positivauswahl.
Ich sage weiterhin dass Peru bisher am fordernsten war aber es war mit Sicherheit auch das Land, das am ehesten meine Vorstellungen von Abenteuer in Suedamerika bestaetigt hat. Die Reise hierher lohnt also auf jeden Fall, lasst euch von mir kein falsches Bild geben!
Ich glaube zu guter Letzt kommt es einfach auf eine offene Einstellung des Reisenden an. Mir hat es teilweise den ganzen Tag verdorben, wenn der Hotelbesitzer, der Bauer, mich um 0630 Uhr aus dem Bett haut oder wenn der Penner von der Tanke mir den Tank so voll macht (trotz Proteste), dass ich den Stutzen nicht mehr einschrauben kann weil er beim Geld auf ne Runde Summe kommen will. Naja verdorben ist das falsche Wort, aber es ist mir danach schwer gefallen am Verhalten der Menschen, die ich anschliessend getroffen habe etwas positives zu finden. An Peru kann man also wachsen.

So jetzt aber weiter: Ab nach Bolivien. Ueber die Wichtigkeit erster Eindruecke hab ich ja schon oefter geschrieben und Bolivien hat mich einfach beeindruckt und das schon 100 Meter nach der Grenze:

Schaue sich mal einer diesen vollendeten Leichtbau an! Was fuer eine Augenweide nach den Schlaechtern in Peru. Konsequent, unkonventionell und effizient. Geschaetzte 150 kg Fuehrerhaus werden durch 1,5 kg Helm ersetzt! Einfach Perfekt! Mit einem schoenen Kohlefaserhelm koennte man das Gewicht noch auf 900 gr druecken. Einfach Fantastisch! Ich haette nicht gedacht, dass ich aus Suedamerika sogar Impulse fuer die Uni in Deutschland mitnehmen koennte! Fett!

La Paz, meine erste Station, gefaellt mir sehr gut! Es ist zwar eine Grossstadt aber mit einer sehr entspannten Geschaeftigkeit. Es ist sehr viel los auf den Strassen und ich weiss noch nicht was genau den Unterschied ausmacht, aber ich fuehle mich hier sehr wohl. Es ist auch ein schoener Mix aus funktionellen und schoenen Gebaeuden. Ich meine hier auch mehr lachende und schoenere Menschen zu sehen.

Von La Paz ging es dann ueber den Pass „La Cumbre“ auf die alte Strasse nach Coroico, auch bekannt als „Ruta de la Muerte“

La Cumbre (47xx Meter):

Die Strasse war lange beruechtigt, solange sich aller Verkehr ueber diese enge Trasse gewaelzt hat. Inzwischen, da es eine neue Asphaltstrasse gibt, sind die daemlichen Amateur-Downhillbiker die groesste Gefahr. Ich bin um 7 Uhr in La Paz los und hatte so die Strecke fuer mich allein. Die Strecke ist schoen gelegen, eine ordentliche Schotterpiste und gefaehrlich ist es nicht. Nur die Abgruende, die sich zur linken Seite auftun, beeindrucken.

Ich bin sonst von meinen Bildern etwas enttaeuscht, die Tiefe konnte ich einfach nicht einfangen und da ich allein unterwegs war gibts auch keine „Actionshots“.

Noerdlich von La Paz endet das Altiplano von Bolivien und das Tiefland beginnt nach ein paar Kilometern. Der „Hang“ zwischen Altiplano und Tiefland ist landschaftlich sehr beeindruckend, hohe Berge mit steilen Haengen und ueppiger Vegetation.
Nach dem beruehmten Strassenabschnitt bin ich etwas weiter ins untouristische Hinterland nach Chulumani, um dort zu uebernachten. Gerade am dem Tag sollte ein 10-taegiges Dorffest beginnen. Na dann mal nix wie rein in die Massen … auf der XT.
Lustigerweise stoert es hier gar keinen wenn ich durch die Menschen und Buden pfluege. Manchmal konnte ich mich auch einfach an ein Polizeimotorrad anhaengen.
Was sich hier nach einer tollen Moeglichkeit anhoert um sich mit der Folklore hier zu beschaeftigen ist eher ein unangenehmes Schauspiel: Massenbesaeufnisse und oeffentliches Urinieren bis sich Baeche zwischen den Muellbergen in den Gassen bilden.

Hier hat auch meine Kette aerger gemacht: die zwei Glieder, die ich in Valparaiso von einer alten Kette einfuegen musste waren ziemlich ausgeleiert und das Kettenschloss lose.
Am naechsten Tag bin ich los einen nuechternen Mechniker zu finden, weil ich kein Werkzeug habe um die Bolzen auf der Kette zu haemmern. Ich habe damals in Valparaiso noch weitere Glieder mitgenommen, hatte damit Ersatz bei der Hand. Der einzige, den ich gefunden habe war ein 8-jaehriger Knirps, der ziemlich Selbstbewusst mit meiner Kette verschwinden wollte. Ich hinterher – und ich finde ihn in einer „Werkstatt“ wieder. Im Grunde lagen nur 2 zerlegte Motorraeder auf dem Boden rum. Das riesige „Honda“-Schild draussen hatte etwas anderes erwarten lassen…
Naja, ich bin mir sicher, dass der Kerl weder schreiben noch lesen konnte, aber an der Kette hat er wunderbare Arbeit geleistet. Die Schritte, die mir wichtig waren, habe ich selbst gemacht, aber ansonsten konnte er wirklich gut mit dem Hammer an der Kette umgehen.
Jedenfalls sind jetzt neue „alte Glieder“ an der Kette und sie laeuft wieder wie geschmiert.

(fuer die, die langsam vergessen wie ich aussehe)

Von diesem Dorf aus hatte ich die Wahl entweder weiter ueber kleine Wege ca. 300 km nach Cochabamba zu fahren oder erstmal zurueck nach La Paz und von dort aus neu los. Im Nachhinein verstehe ich was wirklich zur Auswahl stand: Entweder mutig ins Abenteuer (kaum Doerfer, schlechte Strassen und keine offizielle Tankstelle, mind. eine Uebernachtung bei 30km/h Schnitt) oder entspannt geniessen (Rueckweg nach La Paz kalkulierbar, Benzin kein Problem und Uebernachtung bekannt). Bisher habe ich mich meist fuer die erste Variante entschieden und wenn schon keinen Spass waehrend der Fahrt doch wenigstens Genugtuung danach empfunden. Diesmal habe ich mich fuer die 2. Loesung entschieden und festgestellt wie gut es mir dabei ging.
Ich weiss nicht, wie es anderen allein fahrenden geht, aber ich habe oft ganz einfach Angst vor schwierigen Etappen (unbekannte Strassen, lange und hohe Paesse, unklare Versorgungslage). Schon zu zweit, auf einem oder zwei Motorraedern, geht es mir nicht mehr so. Aber im Moment fuehle ich mich, obwohl ich vermutlich mehr „Spass“ hatte als bei der Schinderei, als haette ich vor einer Herausforderung den Schwanz eingekniffen.
Ich bin mir nicht sicher, wie ich das richtig bewerten soll. Vor allem da diese Angst etwas ist, was trotz der Erfahrung, die ich inzwischen gesammelt habe, nicht verschwindet oder sich aendert. Ted Simon (s.o.) beschreibt es, wenn ich mich richtig erinnere, waehrend seiner Afrikafahrt, als eine Dunkle Wolke die ihn immer begleitet. Ich finde die Beschreibung passt ganz gut, weil diese Wolke einfach vernebelt und nicht geniesen und entspannen laesst.

(ich mag dieses Bild sehr, weil es irgendwie gut die Atmosphaere beim Reisen ueber abgelegene Strassen einfaengt. Ich glaube von genau solchen Orten, die hier selbstverstaendlich sind, sollte ich Bilder machen statt von noch mehr Bergen)

Auf dem Rueckweg, der mich wegen der engen Wege MIT LKWs zum Schwitzen gebracht hat, hat mich der Zufall aber belohnt und ich bin auf eine Gruppe Italiener (mind. 7 mit 6 Moppeds) gestossen, mit denen ich mich heut abend treffen und evtl die naechsten Tage weiter nach Sueden fahren will. Ich wuerde mich freuen, wenn ich den Salar de Uyuni in Begleitung machen koennte.

Verfasst von: kosta232 | August 17, 2010

Von Quito nach Lima und ein bissl mehr

Servus allerseits,

sodele, wie in der letzten Updaterundmail versprochen, soll es hier mal wieder ums reisen gehen mit mehr Bildern von Landschaft und Mopped als von mir.
Es geht in Riesenschritten nach Sueden.

In Quito habe ich dann nur einen Tag verbracht, habe es aber geschafft noch Abends mit Diego wegzugehen. Erst waren wir in der Altstadt, die wirklich ueberraschend schoen war, zur 200-Jahrfeier Equadors.

Danach ging es noch in einen Salsaladen. Ich war ziemlich besorgt, dass ich da mit meinen Motorrad-tshirts etwas underdressed sein wuerde, aber es hat keinen gestoert. Es war vllt die entspannteste Klubatmosphaere, die ich je erlebt habe und die Musik war naturgemaess echt gut. Schade, dass Kristin nicht dabei war.
Mit Diego hab ich dort einen wirklich guten Kerl kennengelernt, ich wuensche ihm alles Gute und hoffe, dass er ueber seine Arbeit als Moppedmechaniker nicht die Spass am Motorradfahren verliert.

Nach Quito ging es mal wieder schnellsmoeglich durch Equador. Im Grunde schade, es scheint ein tolles Motorradland zu sein. Eine Sache stoert mich allerdings etwas. Auch andere Reisende in Suedamerika haben mir bestaetigt, dass sie sich am unsichersten in Equador gefuehlt haben.
Ich kann das nur bestaetigen. Gerade Quito ist im touristischen Teil nicht ungefaehrlich. Neal, der Biker aus USA wurde am hellichten Tag ausgeraubt und das nicht auf die nette Art.
In einer kleineren Stadt hat mich ein Auto mit 3 jungen Maennern mehrmals ueberholt und versucht mich fuer „Fotos“ zum Anhalten zu bewegen. Bei ihrem letzten Versuch haben sie mich so an den Rand gedraengt, dass ich bremsen und dann links an ihnen vorbei musste. Ich weiss bis heute nicht, ob sie wirklich nur Bilder machen wollte, aber ich bin ganz froh es nicht herausgefunden zu haben.

Am dritten Tag nach Quito bin ich also wieder ins Land der Glotzer und Huper gekommen.

Inzwischen, nach ein paar Tagen in Peru sehe manche Unannehmlichkeit mehr als Herausforderung. Es sind und bleiben Bauern und haben mit Sicherheit das unterentwickelste Bewusstsein fuer Umwelt, aber es ist auch das Land an dem man sich am ehesten messen kann. Mal sehen wie Bolivien wird, aber fuer nen ordentlichen Kulturschock ist Peru perfekt.

Der Tag an dem ich ueber die Grenze bin war ein ganz spezieller. Ich haette nicht gedacht soetwas hier zu erleben:
Auf dem Weg zur Grenze ist meine Tachowelle gerissen, an sich kein Problem, aber da ich die Kilometeranzeige auch zur Orientierung verwende, muss es repariert werden.

Mein erster Stop fuehrt mich zu einem freundlichen Chinaimporteur. Im Grunde muss es doch auch etwas gutes haben dass die Brueder alles kopieren. Ich muesste dort auch die passenden Ersatzteile bekommen…

Dort musste ich feststellen, dass nicht nur die Welle gerissen ist, sondern auch noch Reste im Geber an der Achse sind und nicht zu entfernen sind.
Naja, naechster Stopp, Ersatzteilladen fuer ne neue Welle. Zur grossen Verblueffung passende gefunden.
Danach neuen Reifen gesucht und nach nur 5 Laeden einen passenden gefunden.
Um fuenf Uhr gehts zum Yamahahaendler, vllt hat der ne Idee mit dem kaputten Teil. Natuerlich nicht, aber er schickt mich in eine Maschinenbauwerkstatt. Ein Schuppen voll mit alten Drehbaenken und Schweissgeraeten. Unglaublich dass es nicht zu staendigen Arbeitsunfaellen kommt, weil jemand ueber rumliegende Achsen und Werkzeuge faellt. Auf jeden Fall komme ich kaum zum erklaeren, was ich haben will und das Ding verschwindet im Laden..
Nach ner guten Stunde bekomme ich das Teil voellig zerfraest wieder. Es stellt sich heraus, dass sie den Bolzen, der die drei Teile im inneren haelt nicht herausbekommen konnten, also haben sie ihn weggebohrt. Allerdings eher mit nem schweizer Taschenmesser als mit einer Bohrmaschine. Das Gewinde auf die die Welle geschraubt wird ist auch voellig im Eimer.
Zu guter Letzt haben sie einfach in axialer Richtung die Huelse so lange abgeschliffen bis der Teil mit den Wellenresten weg war, da sie die Reste aus der Huelse nicht herausbekommen haben. Prima. Perfekt vollendeter peruanischer Maschinenbau!

Naja zurueck zum Haendler wo noch meine Maschine steht und schnell alles zusammengebastelt.
Ich habe es also geschafft, an einem Tag einen Grenzuebertritt, 300km, einen Reifenkauf und eine mittlere Reparatur durchzufuehren. Und das in Peru. Wenn das mal nicht die Mess-Latte hochlegt!

In Puira bin ich dann mal wieder auf Reisende auf einem „Mothership“ (vollbebackte GS1200 mit alles was es an Zubehoer bei Touratech gibt) begegnet. Es sind zwei Spanier und da sie gerade die Stadt verlassen verabreden wir uns fuer einen Kuestenort weiter suedlich.

Auf dem Weg:

In Huanchaco, in dem Ort fuer den wir uns verabredet haben, wechsle ich mal wieder meinen Hinterreifen. Die MT60 haben mir gut gefallen, haben auch ueber 10 000 km gehalten, sind jetzt zum schluss aber ungleichmaessig abgefahren! Ob das etwas mit meinem hinteren Fahrwerk zu tun hat? Jetzt kommen taiwanesische „DURO“ auf die Felge und sie sehen sehr gut aus. Ich bin gespannt, wie sie sich fahren:

Jedesmal wenn ich an dem Motorrad arbeite bin ich fasziniert von diesem Anblick: Man stelle sich einfach mal vor was hier unten alles passiert wenn ich durch Sand, Schlamm, Erde und Wasser damit fahre. Das mag etwas nerdig sein, aber ich finde es ist vllt mit die schoenste Perspektive auf mein (Offroad-) Bike.

Erfreulicherweise hat es geklappt mich mit Alfredo und Kristina zu treffen und wir verbringen einen schoenen Abend. Die beiden wollen in 12 Monaten die Welt umrunden (ohne Afrika) und haben einen engen Zeitplan. Sie sind sehr nett und bringen mir ein bissl spanisches Spanisch bei. So langsam hab ich von der Sprache echt die Schnauze voll. In jedem Land darf man einen Haufen Woerter neu lernen.

Den naechsten Tag chillen wir erstmal und ich nutze die Zeit um etwas Wellenreiten zu lernen.

Leider ist hier wegen verschiedener optischer Effekte nicht deutlich zu erkennen das die Wellen in Wahrheit drei Meter hoch sind. Zusaetzlich waren die Bedingungen aussenherum nicht allzu prall. Vor allem aber der kalte Wind und die vielen Felsen im flachen Wasser, auf die man unweigerlich faellt reduzierten den Spass etwas.
Ich wuerde eine weitere Moeglichkeit diesen Sport zu lernen nicht ausschlagen aber ich glaube ich bin eher Biker als Surferboy.

Am naechsten Tag gings dann mit zwei Maschinen nach Sueden und in einer langen Etappe bis in die Berge.
Auf dem Weg konnten wir, nach Bestechung des Personals, noch eine Ruine (Chan-Chan) bestaunen, die vor allem durch die Groesse beeindruckte.

Im Grunde kann man sich das so vorstellen wie acht bis zehn Fussbaldfelder nebeneinander die jedes fuer sich von einer 6 bis 7 Meter hohen Mauer umgeben sind. Innerhalb sind dann flachere Mauern, die die einzelenen Plaetze und Haeuser voneinander abgrenzen.
Auf dem Bild sind beide Arten von Mauern zu sehen und Alberto dient als Massstab.
Ansonsten keine ueberraschungen was Ornamente (Voegel etc.) und Figuren (Krieger mit breitem flachen Gesicht) betrifft. So wie man es von Suedamerika erwarten wuerde.

Die Fahrt sollte uns ins Gebrige und zu einem eindeutigen Hoehepunkt meiner Reise fuehren! Von der Kueste ging es durch eine Schlucht („Valle del Pato“) und durch ueber 30 enge unbeleuchtete Tunnel auf 3500 Meter. Gluecklicherweise sind wir auf dieser Strecke LKWs nur in den offenen Abschnitten begegnet, ich weiss nicht ob der LKW wegen uns zurueckgesetzt haette…

Mothership mit Spaniern

Nach der Schlucht ging es entlang der Cordillera Blanca nach Sueden bis nach Yungay, wo ich von Pete und Bruce noch eine Hostalempfehlung hatte. Und die hatte es wirklich in sich. Auf einem Huegel direkt unterhalb der 6700 und 6800 Meter hohen Gipfel liegt „Charlies House“ ein Edel-Hostal mit ausgezeichneter Aussicht und Kueche. Ich hab am Anfang die Preise missverstanden. Statt 36 Soles (10 Euro und normaler Preis fuer Doppelzimmer) waren es 236 Soles fuers Doppelzimmer, nur gut dass ich mal wieder im Dorm geschlafen habe. Die armen Spanier die nach der ersten Nacht aus allen Wolken fallen bekommen einen ordentlichen Preisnachlass auf 100 Soles die Nacht.

Etwa 1 km vor dem Hostal legen sich sie Spanier hin und mit einem Fuss rupft Alberto den Drosselklappensensor vom Lufteinlass. Das folgende Bild ist einfach ein Genuss fuer Yamahafahrer.

Ich weiss nicht ob man bei dem kleinen Bild alles erkennen kann, aber mein Muli schleppt grad ne GS1200 ab! Wenn jemand das Bild fuer irgendwelche Motorradforen braucht, einfach kurze mail an mich. Habs als 4000×3000 Pixel-Bild hier.
Am naechsten Tag haben wir dann uns gleich ans Reparieren gemacht. Wann bekommt man schon mal die Moeglichkeit an einer BMW rumzuloeten.

Im Vordergrund sieht man uns, der Rundbau ist das Dorm und dahinter einer der Gipfel in Sichtweite des Hostals.
Jedenfalls hatten wir sie bis zum Mittag wieder so weit, dass man oberhalt 2000/min fahren konnte. Also nix wie los zum Pass! Es sollte eine der Fahren bisher ueberhaupt werden!
Endlich wieder eine schoene Offroadpiste mit der richtigen Mischung von Sand und Stein.

Bergsee:

Die Strasse zum Pass war ein echter Genuss und fuer mich, da ich in Begleitung war, eine Moeglichkeit alles aus dem Muli rauszuholen. Viele der Kurven konnte ich auf einem durchdrehendem Hinterrad durchfahren. Das ist mir so kontrolliert und reproduzierbar noch nie gelungen. Im Uebrigen fahren sich die „DURO“ auch ganz fantastisch auf solchen Wegen. Auf der Strasse haben sich die Pirelli etwas besser angefuehlt. Jetzt muessen sie nur noch eine vernuenftige Laufleistung bringen.
Nach all den Kilometern auf Asphalt war es toll mal wieder im Dreck unterwegs zu sein.

Nach diesem Tag mussten wir leider wieder raus aus der Cordillera und weiter nach Sueden. Ziel war Lima. Es sollte kein allzu guter Tag werden. Meine Tachowelle machte wieder Probleme, Kristina war krank und sonst lief auch vieles schief auf der Fahrt. Die Spanier haben auch ihren Oelkanister verloren und ich beinahe meine Schuhe.
In Chancay wollte „Lola“, die GS, gar nicht mehr und ging einfach nicht mehr an. Wir haben es ruhig angehen lassen und erstmal ein Hostal gesucht.
Ich hab mein Glueck noch an einer Reparatur versucht, aber was soll man schon an einem Motorrad reparieren, das noch nicht mal mehr Sicherungen hat, sondern nur noch eine zentrale Elektronikeinheit die alles ueberwacht? Ohne Diagnosegeraet kann man das Monster bestenfalls waschen!
Ich liebe meine XT!

Am naechsten Tag habe ich mich dann leider von den Spaniern trennen muessen, sie sind auf der GS, die ploetzlich wieder ansprang (soviel zur logischen Loesungssuche) nach Lima und ich hab Lima meiden wollen. Sie werden wohl auch ein paar Tage dort verbringen, da sie auf ihrer Reise verschiedene soziale Projekte besuchen und bei Firmen dafuer werben. Es ist wirklich schade und ich hoffe sie wiederzusehen, da wir die gleiche Route vor uns haben. Sie wollen sogar noch vor mir in Santiago ankommen, dabei haben sie die Highlights Suedperus noch gar nicht gesehen.
Der Weg nach Lima war recht beschwerlich, eine neue Rolle musste ich auf der Fahrt einbauen (siehe Kolumbienberichte) und die Sichtweise war teilweise unter 30 Metern. Ich habe solch dichten Nebel noch nie gesehen.
Hier habe ich an einer Stelle, die licht genug war um anzuhalten mal ein Bild von meinem treuen Begleiter gemacht.

Lima selbst habe ich gemieden und mich einfach an der Panamericana durch die Stadt gehangelt. Am gleichen Tag bin ich dann noch in richtiger Kaelte an der Kueste entlang nach Ica bzw Huancochina einer Oase in der Wueste, die da sie etwa 50 km weg vom Meer liegt etwas waermer ist.

In dem Moment wo ich mein Motorrad abgestellt hatte, sollte eine Tour in die Wueste starten und ich hab gelernt solche Moeglichkeiten lieber zu nutzen als im Nachhinein darueber nachzudenken. Also ging es mit dem Buggy raus in die Wueste:

Sandboarden war auch mit dabei und ganz spassig. Ich finde es ist doch ein grosser Unterschied zum Snowboarden. Der Stil erinnert etwas an die Surfboardingsession.

Oase:

So, nachdem ich heute den Tag in einem warmen Internetcafe verbracht habe, fuehle ich mich wieder fit genug um weiterzufahren. Naechstes Ziel: Bolivien.
Und weils so schoen war sei euch allen mal der sentimentale Quatsch erspart, schaut euch lieber noch mal die Bilder an.

Verfasst von: kosta232 | August 7, 2010

Kolumbien deluxe

Servus,
so, nach all dem sentimentalen Gedanken im letzten Beitrag, geht es jetzt mal wieder um richtiges Reisen. Von Norden und den Kuesten geht es wieder Landeinwaerts und, Gott sei Dank, wieder ins Gebirge. Aber mal wieder eins nach dem anderen.

Hier mal etwas das man nun wirklich nur hier sehen kann: 12-Uhr-Schatten:

Cartagena zu verlassen wurde uns dann doch noch erleichtert. Unzaehlige Moskitos zwangen uns in der letzten Nacht vollstaendig angezogen zu schlafen (bei Temperatueren wo man lieber ohne Klamotten schlaeft) und haben den Abschied vereinfacht.
Die letzte Nacht haben wir noch zwei Maedels von Couchsurfing kennengelernt. Die beiden waren absolute Neulinge bei Couchsurfing und wir ihr erster Kontakt. Es war ganz unterhaltsam mit ihnen, da sie selber nicht aus Cartagena waren und sich deshalb gut mit uns ueber die Besonderheiten der Kuestenmenschen unterhalten konnten.

Die naechste Station war dann Tolu, eine kleine Stadt die vor allem von Kolumbianern zu den Ferien und Wochenenden genutzt wird. Nach dem touristischen Treiben und vollen Gassen in Cartagena war es ein ganz schoener Gegensatz in dem eher ausgestorbenen Staedchen unterwegs zu sein.

Am ersten Tag kam dann bei einem geplanten Tagesausflug doch noch ein bissl suedamerikanisches Flair rueber:
Wir wollten uns zu einem Schlammvulkan aufmachen wurden aber nach 5 km von Polizei aufgehalten und nicht durchgelassen. Da wir nur einen Tagesausflug vor hatten, hatte ich nicht alle Dokumente, die sonst im Tankrucksack sind, dabei und so wollten die Brueder Schmiergeld sehen, weil ich meine Versicherungsunterlagen nicht dabei hatte und unsere Helme nicht mit den Ziffern des Nummernschildes beklebt waren.
Gedroht hatten sie dabei mir eine Strafe von etwa 700 Euro aufzubrummen.
Nach langem Hin und Her und verschiedenen Gruenden fuer die Bestechung (leerer Tank, der Schutzpatronin der Autofahrer was spenden (kein Witz, anscheinend haben hier die Polizisten auch priesterliche Aufgaben)) einigten wir uns darauf, dass wir zum Hotel zurueckfahren um mehr Geld abzuheben.
Naja, aergerlich, dass wir unseren Ausflug nicht machen konnten, aber wenigstens haben wir nix gezahlt (Wer von euch waere denn wirklich wieder hin gefahren?).

Ohne Rueckrad:

Fest steht auf jeden Fall, dass ich ab jetzt bei keiner Kontrolle mehr Spanisch kann. Einen ersten Erfolg hatte ich mit dieser Strategie schon, als ich einen „Quatscher“ gut abwehren konnte, der mich mal wieder nur angehalten hat, um mich vollzulabern. Wenn ihm das Stehen an Strassen zu langweilig ist, haette er sich besser fuer einen anderen Job entschieden als mir auf die Nerven zu gehen.
(Jaja, alles nur nett gemeint. Andererseits nutze ich aber immernoch die Polizei wenn es um Strasseninfos etc. geht und bin jedes Mal sehr zufrieden und werde sehr gut beraten.)

Da wir wussten, dass es unsere letzten Tage an der Kueste sein werden, wollten wir noch einmal so richtig Sand und Strand geniessen und sind mit dem braven Muli an einen leeren Strand gefahren. Es war einfach alles dabei: Sonne, Sand, Meer, Kokusnuss, Krebse, Sandburg, Sonnenbrand und abends Gewitter.

Als wir am uebernaechsten Tag endlich mit dem Motorrad die erste Steigung in einer wunderschoenen Landschaft erreichten, war die Freude gross wieder ins Gebirge zu kommen. Klarere Luft, weniger Feuchtigkeit und schoene Kurven sind doch geeigneter fuers Motorradreisen.
Auf der Strecke musste ich noch ein oder zweimal die obere Kette der Rolle ersetzen. Wie gut, dass wir in Cartagena gleich ein paar gekauft haben.

Strassenreparatur:

Medellin wurde dann unsere naechste Station. Wie sind im Hostal Medellin untergekommen, das mir bereits von vielen Bikern empfohlen wurde. Das Hostel war ganz cool, grosse gute Kueche, schoener Hinterhof/Garten aber vor allem sehr nette Hosts. Die haben uns am ersten Abend auch gleich eingepackt um mit ihnen das Feuerwerk am Vorabend des 200 jaehrigen Bestehens Kolumbiens zu sehen. Als Bewohner der Feuerwerksstadt Dresden ist man nicht leicht zu beeindrucken, aber es war doch ganz schoen.
Ein bissl Pech hatten wir allerdings mit unserem Raum. Der war im Grunde in einer Garage, deren Blechtore mit einer Spanplatte abgedeckt wurden. Der Laermpegel im Raum unterschied sich daher nur wenig von dem auf dem Buergersteig draussen.
In Medellin haben wir ein Museum „zum Anfassen“ (mit beeindruckendem Aquarium) und den botanischen Garten angesehen.

Das hier sollen Fische sein, die in extremer Tiefe sich ueber elektromagnetische Strahlung orientieren (?), nie etwas davon gehoert…

Hier uns im Waermebild – ich bin keine kalte Person, hab nur mehr an als Kristin…

Der Dicke war leider das interessanteste in dem Botanischen Garten, von denen sich Kristin viel erhofft hat.

Viel wichtiger war aber, dass wir beide auch jeder jeweils einen Tag einlegen konnten um Krankheitsanfluege auszukurieren. Kristins Betttag habe ich genutzt um einen neuen Vorderreifen zu montieren (jetzt auch MT60 – fuer 30 Euro!) und das Fahrwerk hinten zu straffen.

Als wir dann beide wieder Einsatzbereit waren haben wir uns zum „Peñol“ aufgemacht, einem Findling mitten in einer Seenlandschaft.

Ich glaube von dem Tag werden wir uns beide aber etwas ganz anderes im Kopf behalten: Auf der Fahrt vom Peñol weg mussten wir nochmals durch Medellin. Ich habe dabei die Gelegenheit genutzt um endlich den „Sturz“ mit Kristin hinter uns zu bringen. Irgendwann musste es ja mal so weit sein. Ich habe mich fuer die ungefaehrlichste Variante entschieden. In einer Schlange vor einer Ampel hab ich mich etwas durch die Fahrzeuge geschlaengelt (mit 400 kg und meiner Kofferbreite nicht einfach) und als ich einmal anhalten wollte, kann der Fuss den ich absetzen wollte keinen Asphalt finden. Bis er endlich den Grund der Grube in der Strasse erreicht hat, war die Maschine schon in einem solchen Winkel, dass ich sie nicht mehr halten konnte. Naja zum grossen Amusement der Autofahrer sind wir also vom Motorrad gerollt. Egal. Lieber so als anders. Leider haben wir aber vergessen mit nem Hut fuer die Show rumzugehen.

Am naechsten Tag ging es dann weiter nach Sueden Richtung Manizales. Bei „La Pintada“ sind wir auf einen kleinen Seitenweg abgebogen, der auf der Karte parallel zur Hauptstrasse verlaeuft, und sind ueber kleine Doerfer durch das Bilderbuchkolumbien gefahren. Durch kleine Strassen mit Offroadabschnitten fuhren wir durch wunderbare Landschaften und vertraeumte Staedchen mit malerischen Plaetzen und super Kaffee.

Kristin und der Muli wollten Baden, ich hab fleissig Bilder gemacht:

Kaffeepflanze:

Ich weiss Insekten haben schon viel Platz aber die Viecher sehen hier aber auch krass aus. Irgendwie hab ich so das Gefuehl wenn ich hier all die verschiedenen Formen sehe, dass hier die Evolution einfach noch nicht allzuweit gekommen ist (sprich noch viel experimentiert wird…):

Eine Nacht haben wir auch auf dieser Strecke in „Aguadas“ verbracht, weil es sich einfach falsch angefuehlt haette hier durch zu hetzen. Jedem der mal nach Kolumbien kommen sollte lege ich ans Herz sich diesen Abschnitt nicht entgehen zu lassen. Wirklich eines der Highlights meiner gesamten Reise!

Nach solchen Superlativen wirkt Manizales, das auf einem Bergruecken gelegen ist ziemlich haesslich. Daher gings sofort weiter nach Santa Rosa, weil ich gerne mal Thermen besuchen wollte. Schon oft bin ich in den Anden auf Hinweise fuer Thermen gestossen, habe aber nie angehalten. Sogar auf dem Passo San Franzisco (der so furchtbar lang und kalt war) hab ich ein Schild mitten im Nirgendwo gesehen.
Bei Santa Rosa gibt es drei Thermen und wir haben uns fuer die naturnaheste Version entschieden und haben es nicht bereut. In einem tief eingeschnittenen Tal liegen im Lauf eines Baches fuenf Baeder und drei Saunen. Und da wir an einem Wochentag morgens da waren hatten wir alles fast fuer uns allein!

Die letzte Station sollte noch einmal etwas Abwechslung bieten und so sind wir in das Tal Cocora zum Wandern gegangen. Salteno selbst, von den Fuehrern hoch gelobt, war nichts besonderes aber die Wanderung war ganz cool. Das Problem ist, dass es in Kolumbien mitunter nicht einfach ist Wege zum Wandern zu finden. Normalerweise ist alles umzaeunt, vermint, Unterschlupf der FARC und natuerlich unbeschildert. Daher muss man sich meist auf die touristischen (Natur-)Parks beschraenken.
Ziel der Wanderung war ein Haus das gut fuer die Kolibribeobachtung geeignet war.

Hin und zurueck gings in und auf Jeeps:

Aber es hilft alles nix, wir mussten zurueck nach Bogota. Die Stimmung war eher gedrueckt und ich glaube selbst Kristin wollte nur ungern Ihre Sachen aus den Alukoffern nehmen und sich von der XT verabschieden.
Naja ein Highlight hatten wir uns noch aufgehoben: Das Goldmuseum im Zentrum. Ein sehr gutes Museum mit beeindruckender Anzahl teilweise sehr alter Stuecke.
Am meisten hat mir der Abschnitt gefallen, in dem sehr gut die Herstellung mit den verschiedenen Ur- und Umformverfahren beschrieben wurde. Auf jeden Fall spannender als Thoms & Friends aber auch krass dass sich da in den vielen Jahren eigentlich nix veraendert hat.
Bilder dazu einfach googeln, durch die Glasscheiben wollte ich keine Bilder machen (bzw hatten wir die Cam vergessen)

Am dem Tag, an dem Kristin geflogen ist, habe ich mir gleich eine grosse Etappe gelegt, um mich etwas abzulenken und auch um schnell ein paar der vielen Km, die vor mir liegen abzutragen. Ich bin bereits mit gepacktem Mopped zum Flughafen und dann direkt weiter.

Zwei kleine Abstecher habe ich seitdem auf meinem Weg nach Sueden gemacht: Einen, um nochmals die Briten zu treffen, die zu der Zeit in Cali waren. Das Wiedertreffen war sehr herzlich und es ist wirklich schade, dass wir ab jetzt in entgegengesetzte Richtungen fahren. Die beiden haben auf jeden Fall zu meinem halben Jahr beigetragen. Ich hoffe sie in 1-2 Jahren in Suedafrika wiederzutreffen (Sie wollen dort Offroadtouren auf XTs anbieten, Interessenten einfach eMail an mich)
Sie fahren derzeit mit Neal, einem gemuetlichen, verplanten Photoshop-Dozenten aus Utah.

Der zweite Abstecher war unmittelbar vor der Grenze nach Equador: Dort wurde eine Pilgerkirche recht pittoresk in ein Tal gebaut. Die Kirche war ganz schoen, allerdings war das ganze Aussenrum mal wieder kaum zu ertragen. Tonnen von Kitsch – Religionskitsch – mit Jesulein als kleines fettes Kind, als heisser 20 Jaehriger oder 100 „heiligste“ Jungfrauen tragen wirklich nur die negativsten Aspekte einer „Volks“-Religion zur Schau. Ich moechte mal wissen wie es heute ueberhaupt noch einen katholischen Suedamerikaner geben kann, wenn die alle so auf diesen Jungfrauen-Kult abfahren. Die muessten ja der Logik nach schon ausgestorben sein. Und dann haben die Schwestern auch noch korrupte Bullen auf ihrer Gehaltsliste, sauber.

Gestern bin ich dann in Quito angekommen. Die Maschine hatte die Pflege, die ich durch Diegos Hilfe hier durchfuehren konnte bitter noetig. Oelwechsel, Abschmieren, Lenkkopflager nachziehen, Luftfilter reinigen usw.
Auf der letzten Etappe ist meine Maschine in den Kurven wegen Pendelns auch nur schwer zu beherrschen gewesen. Heut morgen war der Hinterreifen total platt und damit die Ursache gefunden. Fuer 3,5 Dollar hab ich Schlauch und Reifen professioneller und schneller flicken lassen als ich es je koennte. Auf jeden Fall faehrt sie sich jetzt wieder wie neu und ich schau zuversichtlich auf die kommenden Kilometer. Es war allerdings ein ganz schoener Schock, all das Gepaeck, das ich bei Diego gelassen hatte wieder aufzuschnueren. Der totale Wahnsinn womit ich unterwegs bin. Wenn mein Bike hier zusammenbricht mach ich einfach nen Ramschladen auf.
Den letzten Abend habe ich auch mal fuer intensive Planung verwendet, wie ich die letzten Wochen nutzen kann. Leider sieht es so aus, als wuerde ich wieder (wie auf dem Weg nach Norden) keine Zeit fuer Equador haben, so vielversprechend dieses Land beim Transit auch gewesen ist. (Sry Dommas, ich weiss wie sehr dir das Land gefaellt, danke auch fuer deine Infos!) Ich wuerde aber gern noch das Abenteuer Cordillera Blanca und Bolivien angehen, daher habe ich mich entschlossen, ab morgen in grossen Etappen nach Sueden zu fahren. Nach dem Plan will ich ca am 20. August nach Bolivien einreisen. Ich halt euch auf dem Laufenden…

optionaler Geschwafelteil:

Im Hostal in Cartagena ist mir ein interessantes Buch in die Haende gefallen. Es beschreibt das Fazinosum Reisen und bezieht sich dabei vor allem auf Quellen von alten Reisenden (z.B. Humbold in Suedamerika). Am meisten hat mich dabei gleich das erste Kapitel beeindruckt, das genau das, was ich schon in vielen Beitraegen zu vermitteln versucht habe, auf den Punkt bringt. Die Erwartungen an das Reisen.
Ich habe ja geschrieben, dass ich oft Angst habe (und es rueckblickend auf alte Beitraege ja nur bestaetigt sehe), bei den Zurueckgebliebenen einen falschen Eindruck vom Reisen zu vermitteln. Ein zu buntes, schoenes und ungetruebes Bild.
Das Buch beschreibt, wie bei Menschen durch Prospekte, Reiseberichte u.ä. Erwartungen geweckt werden, die auf der Reise selbst nicht unerfuellt bleiben aber einfach nicht mehr den Zeit- und Raumfuellenden Effekt haben.

Also einfach gesagt: Wenn ich in Deutschland im Prospekt einen Traumstrand sehe, dann erscheint mir dieser Ort perfekt, aber eben gerade in den 10 Sekunden wo ich das Bild betrachte.
Wenn ich nun aber wirklich auf der Insel stehe und den Strand real vor mir habe, und ich vllt sogar mit einem Coctail und heisser Blondine auf dem Liegestuehl flaetze, kann mich der Anblick wiederrum nur fuer die 10 Sekunden oder Minuten zufriedenstellen. Die Gedanken wandern unweigerlich ab. Man kann nicht den Zustand der erwuenschten Zufriedenheit erhalten, da man dann (aus Langeweile?) anfaengt an andere Dinge zu denken. Man muss sich beschaeftigen. Oder einfach weiteren „Bilderbuchhoehepunkten“ nachjagen. Oder es stoeren in dem Augeblick ganz banale Sachen: Der Sand in der Badehose, die drueckende Blase oder der Sonnencremegeruch auf der Blondine.
Ich muss in dem Zusammenhang auch an Interviews mit Langzeitreisenden denken, die oft beschreiben vom „Interesse, was im naechsten Land auf sie wartet“ getrieben zu sein. Vllt enspricht diese Neugier einfach der Hoffnung neue Hoehepunkte zu finden und der Unrast bei die sich bei dem Flaetzen am Strand einstellt.
Ueber dieses Problem hinaus machen die „Bilderbucheindrucke“ nur etwa 5- 10% einer Reise aus. Der Rest sind Banalitaeten: Reisen, Hostals, und normale Lebenserhaltende Massnahmen.
Ganz hart und bescheiden ausgedrueckt habt ihr durch mich die bessere Reise als ich sie jemals haben koennte.

Desktophintergrund benoetigt? Ist zwar ne Ecke weg von hier, aber passt so gut zu dem grad beschriebenen.

(Fettes Bild Conny!)

Danke fuers Lesen, jetzt duerft ihr ran!

Verfasst von: kosta232 | Juli 14, 2010

Ziel erreicht – Cartagena

Servus Leser,
ungewohnt schnell melden wir uns wieder von unserer Reise, aber wir haben ein fuer mich wichtiges Ziel erreicht: Cartagena. Am Anfang mehr als Schnappsidee als Ziel angegeben (aufmerksame Leser haben die Markierung auf meiner Routenkarte schon von Anfang an sehen koennen), zwischendrin als Durchhalteparole ausgegeben und inzwischen ein ganz reales, erreichtes Ziel meiner Reise.

Von hier aus geht es nun wieder zurueck. Aber mal wieder eins nach dem anderen.
Nach dem letzten Eintrag haben wir es uns in San Gil noch gut gehen lassen.
Julius hat mich vor ein paar Wochen auch gebeten mal etwas auf die kulinarischen Besonderheiten einzugehen. Grundsaetzlich ernaehre ich mich in den guenstigen Lokalen und von belegten Broetchen. Lokale Spezialitaeten findet man aber zumeist erst in der oberen Preisklasse (z.B. Meerschweinchen in Peru) daher habe ich bisher nicht viel in dieser Hinsicht zu bieten gehabt.
(Ausser es interessiert irgendeinen den Unterschied zwischen dem Mitteleuropaeischen und dem Suedamerikanischen (Brat-)Haehnchen)
In San Gil gab es auf jeden Fall eine Besonderheit: geroestete Flugameisen. Der erste Versuch hat etwas Ueberwindung gekostet, der Geschmack aber war so etwas zwischen Haselnuss und Mais. (Fotos gibts heut weniger, Begruendung kommt noch.)
Den Tag der Abfahrt haben wir noch in einem sehr schoenen Park zugebracht. Neben Aras (diese bunten Papageien), der Blueten- und Pflanzenwelt, hat vor allem das feuchte Klima im Wald einen Eindruck hinterlassen. Man ist von einer heissen trockenen Strasse zehn Meter in den Park gegangen und hat sich in einem voellig anderen Klima wiedergefunden.
Der weitere Weg nach Norden war dann zunaechst noch ein echtes Erlebnis. Die Strasse schlaengelt sich wirklich beeindruckend durch die Taeler bis man dann etwa 100 km Aguachica auf Meereshoehe ankommt und die Strasse nur noch geradeaus geht.
Die naechste Station war dann Santa Marta, der noerdlichste Punkt meiner Reise:
Santa Marta ist keine schoene Stadt, ganz sicher nicht auf den ersten Blick. Hinter der Promenade, die mit Betonbauten gesaeumt ist, ist eine mittelgrosse Innenstadt die keinerlei Athmosphaere vermittelt. Es gibt zwar den ein oder anderen schoenen Platz, aber der ist dann nicht leicht zu finden.
Ein weiterer Nachteil ist das Wetter in Santa Marta, massive Regenguesse ueberschwemmen taeglich die Stadt und spuelen alles was man nicht sehen will auf die Strasse. Diese Guesse erfolgen jeden Nachmittag.
Grund dafuer ist das Gebirge direkt an der Kueste mit ueber 5000 m Hoehe. Das gesamte Massiv ist ein Nationalpark und soll sehr sehenswert sein. Leider sind (gefuehrte) Touren mal wieder so unsinnig teuer, dass sie weit ausserhalb unseres Budges liegen (200 Euro fuer 6 Tage, pro Nase)
Uns hat am besten ein anderer Nationalpark gefallen (Tyrona) der den gesamten Kuestenabschnitt im Osten Santa Martas unter Schutz stellt.

Die dortigen Straende entsprechen schon so ziemlich dem, was man sich unter „Karibischen Traumstrand“ vorstellt. Den ersten Tag den wir dort verbracht haben haben wir in einem unfreiwilligen Bad beendet. Durch die bereits erwaehnten Regenguesse verwandelte sich der Feldweg zum Strand in einen Flusslauf mit Schlammabschnitten und die Stadt in die beschriebene Kloake.
Das Wasser stand dabei so hoch in den Gassen, dass ich Kristin bitten musste abzusteigen um den Lufteinlass der XT, der direkt unter meinem Hintern sitzt etwas hoeher zu bekommen.
Kristin moechte an dieser Stelle besonders auf ihr hartes Schicksal hinweisen, dass sie durch diesen Dreck waten musste. Sie wollte es sogar richtig gruendlich ausprobieren und hat sich einmal koplett unter die Wasserlinie begeben. (Kristin findet die Schilderung nicht tragisch genug!) Auf jeden Fall ist sie fuer ne Weile in einem Loch in der Strasse verschwunden.
Naja, mein armes Bike hat danach auch ganz schoen gestunken.
Mitunter war die Stroemung in den Strassen wirklich krass und wir waren beide froh als wir danach endlich unter der Dusche standen.

Im folgenden Bild ist meine schoene XT im vollen Regen am Strand zu sehen. Auf jeden Fall als Poster vorgemerkt: (Bei WordPress kommen meine Bilder immer so dunkel rueber, das original ist heller und besser zu erkennen)

Der zweite Besuch des Strandes sollte nicht weniger ereignisreich werden. Zuerst hat mich Kristin auf der XT die letzten Kilometer zum Strand gefahren (sie ist wirklich talentiert auf dem Motorrad!) und dann hat sie (vor lauter Adrinalin?) meinen Memorystick der Digicam im Meer versenkt! Mit 4 GB. Mhm.
Naja. Jetzt kennt ihr auch den Grund warum es in diesem Beitrag weniger Bilder gibt.

Was mich sehr freut, ist dass wir mit dem Reisen immer besser zurecht kommen. Die Etappen auf dem Motorrad werden laenger und die Probleme auf menschlicher Seite (Helmdruecken, Rueckenschmerzen etc.) werden weniger.
An einer Station die normalerweise Lastwagen wiegt, haben wir unser Gewicht dann mal auf dem Motorrad mit Sack und Pack ermitteln lassen. 400 (!) kg. Das sind immerhin 50 kg ueber der technisch zugelassenen Hoechstgrenze.
Neben einem schmerzenden Hintern am Abend vom geringeren Federungscomfort, protestiert auch meine Kette: Die obere Rolle, ueber die sie beim starken Einfedern abrollt, ist mir auf dem Weg nach Santa Marta entgegen gebroeselt. Ohne dieses Rad schlaegt die schwingende Kette an die angeschweiste Huelse, auf die eigentlich die Rolle gehoert, und fraest lautstark Material weg.
Ich hab sogar das Ersatzteil, habe es aber in Quito hinterlegt, um Gewicht zu sparen! Verschiedene provisorische Reparaturen aus Schlaeuchen haben schon den Geist aufgegeben.
Hier in Cartagena habe ich mir drei dicke Rollen aus verstaerktem Kautschuk besorgt, ich hoffe die halten bis wir wieder in Bogota sind. Aber dafuer ist nach der ganzen Abrasion jetzt die Kette wieder schoen sauber.

Der Abschied aus Santa Marta fiel nicht allzu schwer und die Vorfreude auf das beruehmte Cartagena war gross.
Cartagena ist richtig richtig fett. Eine wirklich tolle Stadt die haelt was mancher Fuehrer verspricht.

Viele koloniale Bauten, eine insgesamt wirklich beeindruckende Innenstadt und ein, zwei tolle Plaetze mit Sicht aufs Meer machen es einfach hier Zeit zu verbringen.

Natuerlich hat man hier wieder viele Touristen aber es ist eben alles ein Kompromiss.
Das erreichen meines Zieles haben wir in einem schoenen Cafe auf der Befestigung der Stadt mit Blick zum Meer gefeiert.
Coctails im Preisrahmen einer Uebernachtung waren zum Anstossen grad gut genug und ich freue mich besonders dass ich diesen Moment nicht allein erlebe!
Ein krasser Kontrast zu der Altstadt sind die modernen Hochhaeuser um Cartagena herum. Aufgereiht am Strand bilden sie eine beeindruckende Kulisse fuer Kristin, die hier ihren Spass mit dem Kanonenrohr hat.

Wir werden heute noch hier verbringen und dann morgen wieder Richtung Sueden schwenken. Das Dumme am Erreichen des Ziels ist, dass man sich danach wieder aufmachen und zurueck muss.

Ich habe in den letzten Tagen auch mal Kristin alle meine Fotos gezeigt. Unglaublich wie sehr die Bilder den typischen MotorradReise-Fernweh-Bildern entsprechen. Fette Landschaften und tolle Strassen (und es sind nunmal die Landschaften und Strassen warum ich hier bin!). Zwei Dinge haben sie bei mir ausgeloest:

Erstens, durch die krasse Fuelle von Dingen die man erlebt und gesehen hat kommt einem die Zeit viel laenger vor. Unvorstellbar das alles in drei Monaten erlebt zu haben! Durch dieses gedehnte Zeitgefuehl und dem Wissen nur noch zweieinhalb Monate vor mir zu haben, kommt es mir vor als wuerde ich schon fast uebermorgen wieder nach Hause fliegen.
Das andere Gefuehl das mich ueberkam war eine krasse Sehnsucht nach Argentinien.
Naja auf jeden Fall jetzt hier einmal ein paar Gedanken zusammengetragen die zu einem Fazit gehoeren.

– Argentinien war bisher das beste Motorradland: Tolles Wetter, fantastische Strassen (wo Off-Road fuer Vergnuegen und nicht fuer Schinderei steht), richtig gutes Essen und ganz wichtig: entspannte Leute die freundlich und nicht zu neugierig sind.

– Gerade jetzt, da ich durch Kristin eine ganz andere Art des Reisens kennenlerne, kann ich sagen, dass die groesste Befriedigung beim Alleinreisen durch das Bewaeltigen von aussergewoehnlichen Etappen kam. Und dieses Gefuehl werde ich wieder suchen, wenn ich wieder allein sein werde. Eines ist sicher: Die Etappe in der Wueste in Chile, ueber die ich geschrieben habe, werde ich nochmals angehen! Den Sand werde ich noch mal unter meine Stollen zwingen!!

– Ich werde mit Suedamerika in dieser Reise nicht abschliessen koennen (was ne Ueberraschung). Irgendwann wuerde ich gern einmal den Suedteil besuchen: Suedchile und Patagonien. Aber das laesst sich vermutlich in einem viel kleineren Zeitrahmen erledigen lassen. Und wann es wirklich so weit sein wird, das weiss ich eh noch nicht. Ich hoffe dass ich auf der Rueckfahrt noch Bolivien durchfahren kann, sonst landet das auch noch auf der to-do-liste

– …
( hier wuerde ich gern noch einen Punkt anschliessen warum ich Nordargentinien so toll finde, aber eigentlich ist alles gesagt)

– ungefaehr 650 Liter Benzin durchgelassen (ja, ich bin Teil des Problems!)

Ich habe es in einem Beitrag schon einmal erwaehnt. Auch wenn es jetzt auf das Ende meiner Reise zugeht werde ich (noch) nicht traurig sondern freue mich darauf und auch auf alles was dahinter liegt. Das Idealisieren Deutschlands ist im vollen Gange und ich habe Schwung und Motivation mich wieder vom Gegenteil ueberzeugen zu lassen.

Athmossphaerische Gasse in Cartagena:

P.S:: An alle meine Helfer und Unterstuetzer: Eine paar Schlucke meines Porsche-Coctails gingen auch auf euch. Eure Hilfe habe ich nicht vergessen! Vielen Dank dafuer. (Auch fuer die alltaeglichen kleinen Dinge!)

Verfasst von: kosta232 | Juli 6, 2010

Nordwaerts plus 1!

Anstrengung

Sodele,
Das letzte Mal musste ich ja um meine tolle Einleitung anfuehren zu koennen, schon ein wenig vorgreifen. Ich hatte bereits eine Episode beschrieben, die eigentlich in diesen Beitrag gehoeren sollte.
Hier will ich also noch mal anfangen, wo ich Peru verlassen habe.
Von Peru bin ich in wenigen Tagen ueber Equador nach Bogota gefahren um Kristin abzuholen. Sie will mir mir den gesamten Juli hier verbringen und meine Art des Reisens mit dem Motorrad kennenlernen.
Equador, hatte ich ja schon bemerkt, ist ganz anders als Peru. Es gibt Klopapier und Seife und die Autos sehen neuer aus. Die Menschen sind etwas entspannter, die Landschaft sehr gruen, mehr huegelig als Bergig und es regnet jeden Tag (was vermutlich mehr mit meinem persoehnlichen Glueck zu tun hat, als mit dem wirklichen Klima).

Interessanterweise habe ich im Internet erfahren, dass Equador, ganz anders als der erste Eindruck verspricht, eines der aermsten Laender Suedamerikas ist. Wikipedia behauptet es kommt gleich nach Bolivien, aber das kann ich noch nicht so richtig glauben.
Jedenfalls bin ich nach dem Grenzuebertritt in drei Etappen bis nach Quito gekommen.
Dazu bin ich meist sehr frueh los, um die fruehe Morgensonne zu nutzen und nach hinten raus (also am Abend) noch etwas Zeitreserven zu haben.

Auf jeden Fall ist Motorradfahren in Equador ein Genuss. Schoene, breite, gut asphaltierte Strassen machen das Fahren auf den Hauptrouten einfach aber schoen.
(keine Angst Off-Road-Gemeinde, ich freue mich noch immer ueber schoene trails und Dirtroads, aber wenn man zum schnell vorwaertskommen ne Alternative hat, ist das ne Menge wert!)
Die drei Tage waren also von vielen Kilometern und den damit verbundenen Folgen (Muedigkeit (s.o. Bild) und Rueckenschmerzen) gepraegt.

Auf meinem Weg kurz vor Quito konnte ich dann wie oben zu sehen ist, einen kleinen Geburtstag feiern. Fairerweise muss ich sagen, dass ich nur einen Bruchteil selber mit der XT gefahren bin (bis dahin ca. 11000 km) aber so problemlos wie der Muli zzt laeuft glaube ich fest an weitere 60 000 km in seinem Sattel.

Wenn ich allein unterwegs bin versuche ich inzwischen so oft wie moeglich die Bekanntschaft lokaler Biker zu machen. Dank Horizont Unlimited, einer Homepage fuer eine Internationale Bikercommunity, kann man sehr einfach mit allen registrierten Bikern in einer Region oder Stadt Kontakt aufnehmen.
Aus Quito habe ich sehr viele Antworten erhalten, leider zu viele um mich mit allen zu treffen. Die ersten die sich gemeldet haben waren „Ricardo Rocco“, mir aus einem Buch bekannt, „Luigi“ ein sehr netter Kerl den ich treffen konnte und mit dem ich ein paar Trails machen will, wenn ich wieder zurueck fahre und zuletzt Diego ein netter Kerl genauso alt wie ich, der mir einen Schlafplatz und seine Werstatt angeboten hat.

Sie war sehr sauber und ordentlich, dass ich mich geschaemt habe mein dreckiges, tropfendes Bike darin abzustellen. Wir haben einen Abend auch drei Stunden dran gearbeitet. Neue Bremsbelaege hinten (haben nur 12 000 km gehalten!), abgeschmiert, Luftdruck erhoeht (fuer die zusaetzliche Last), Oel und Oelfilter gewechselt.
Ausserdem konnte ich bei Ihm waschen (nette Familie!) und ne menge Gepaeck deponieren. Ich muss einige Abstriche machen, wenn Kristin noch mit drauf passen soll.
Jedenfalls habe ich mir in Quito einen Ruhetag gegoennt. Die Stadt selber ist wirklich gross und Orientieren gar nicht so einfach. Ohne GPS sind die einzigen verlaesslichen Informanten die Taxifahrer. Aber wenn sie an jeder Ampel schon glotzen, koennen sie mir ja gleich ein paar Fragen zum Weg beantworten. Dafuer sage ich ihnen dann auch die Groesse meines Hubraumes.(Worauf die hier total stehen..)
Hier kann ich auch mal zugeben, was es teilweise fuer ein Genuss ist, das dickste Motorrad am Platz zu haben. In Deutschland kann man mit ner alten, dreckigen XT nun wirklich keinen beeindrucken, aber hier reicht das allemal (wobei es in Kolumbien dann wieder anders ist, hier bin ich schon mal nacheinander von ner neuen FZ1, einer neuen KiloFazer und einer neuen R1 ueberholt worden. Ich hatte ganz vergessen wie breit Motorradreifen sein koennen…)
Zurueck zu Quito. Quito ist riesengross und eine der beiden Innenstaedte (wo die meisten Hostals sind) so voll mit Restaurants und Hostals, dass man keine Haeuser sieht. Hoert sich komisch an, macht aber schon Sinn: Wenn hundert Werbebotschaften versuchen zu koedern und den Blick lenken, wie soll ich mir dann noch ein Viertel normal ansehen koennen?

Nach Quito gings in einem Rutsch nach Kolumbien. Der Grenzuebergang war sehr voll aber unproblematisch (<- wie bisher alle Grenzuebergaenge in Suedamerika!). Die Landschaft aber wirklich grandios.

Ich hoffe nur Kolumbien verschiesst nicht schon sein ganzen Pulver hier an der Grenze, ich will doch Kristin noch schoene Landschaften im Norden zeigen!
In der ersten Etappe gings nach Pasto, dann nach Popayan und von da aus durchs kolumbianische Hinterland nach Neiva und Bogota.

Im Grunde fuehle ich mich in Kolumbien soweit sehr sicher. Gerade im Sueden vermitteln sehr viele Militaer- und Polizeikontrollen schon den Eindruck als haetten die das hier im Griff.
Je abgelegener die Strasse umso intensiver auch immer die Ueberpruefungen. Auf der oeben abgebildeten Strasse musst ich auch mein Gepaeck zeigen. Leider waren die Burschen danach ein wenig schuechtern und ich durfte kein Bild machen… Vllt kann ich noch eins nachliefern.

Bis Bogota hatte ich es also geschafft, auch wenn ich auf dem Weg kaum nach rechts und links gesehen habe. Ich hoffe ich kann mir wenigstens die Hauptattraktionen auf dem Rueckweg oder auf der Tour mit Kristin ansehen. Denn zu sehen gibt es hier einiges.
Bogota ist ein Hoellenloch. Riesengross und im Grunde das was ich mit einem Motorrad auf jeden Fall zu vermeiden suche. Und wenn man sich dann noch mit der Karte aus dem Fremdenfueher zu orientieren versucht, der keine Einbahnstrassen und Fussgaengerzonen kennzeichnet ist das Chaos natuerlich perfekt. Ich glaube ich bin mit Sicherheit 90 Minuten im Freitagnachmittagsverkehr in grosser Hitze durch die Stadt gegurkt. Alle Zeitlang mal Pausegemacht, damit das Oel-Thermometer der XT mal wieder von ueber 120 Grad runter kommen kann.
Die Stadt selbst ist dabei ein eher haesslicher Mix aus alten Haeusen (schoen) und „neuen“ Hochhausbauten (haesslich)

Am naechsten Tag ist dann Kristin angekommen und ich habe mich sehr gefreut sie hier zu haben. Es ist doch ein riesen Unterschied ob man allein oder zu zweit unterwegs ist.
Ein ziemlich offensichtlicher Wechsel war die Art mit der wir uns nach einem langen Tag belohnen. Allein habe ich mir ab und zu ein Bier gegeonnt, mit den Briten jeden Abend ein halbes Dutzend und mit Kristin gibts zum Runterkommen das hier:

Nach einigem Federlassen beim Gepaeck gings dann nach ein paar Tagen ausruhen in einem teuren Hostal Richtung Norden. Meist in kleinen Etappen.
Eine besonders schoene Sache am gemeinsamen Reisen ist das man sich Aufgaben aufteilen kann (keiner hat hier was von deligieren gesagt!) und aus dem Grund lasse ich hier jetzt mal Kristin schreiben.

Tja nun bin ich also auch auf der anderen Seite der Erde angekommen. Ausgestattet mit top Motorrad Klamotten (danke fuer die super Hilfe !!!) , Ersatzteile statt Schokolade fuer Kosta und ein, zwei Oberteilen und Unterteilen zum wechseln.
Voellig entnervt wurde ich vom Flughafen erstmal mit einem riesen Kuss und einem noch riesigeren Schokoladenkeks, von Kosta empfangen, der sich als einziger dadurch vom Rest der Masse abhob, dass er kein Schild mit irgendwelchen Namen in die Hoehe hielt :-). Seelig mit meinem Riesenkeks in der Hand, ging es dann auch gleich in ein Hostel in Bogota. Danach folgten 2 Tage Anpassung an die neuen Umsteande (schlafen schlafen schlafen ), ein erstes Heranfuehren an das spanische Vokabular um puenktlich zum ersten Juli die Motorradreise Richtung Cartagena zu starten. Wobei ich den Satz : ¡ Dame un beso grande con calor ! schon im Flieger beigebracht bekam und seit dem in regelmaessigen Abstaenden wiederhole.
Angefangen im etwas gemaessigteren Bogota lernten wir schon am zweiten Tag, dass tropischere Klima in Villa de Leiva kennen

Chillen Hostal Villa de Leiva

(Gluehwuermer ganz eindeutig zu erkennen)

(auf dieser Tour konnte ich auch den ersten Kolibri sehen und war mehr als erstaunt uber diese Miniaturausgabe). (Die erste Station „Zapaquira“ wird von mir noch weiter unten beschrieben) Mit den vielen Kurven in diesem bergigeren Abschnitt, in den wir uns seit Villa de Leiva befanden, konnte ich mich erst kurz vorm Ende des Gebirges anfreunden und war heut ganz wehmuetig die geraden langweiligen Strecken herbei gesehnt zu haben. Trotz der vielen LKW’s, die immer wieder fuer riesige Ketten angestauter Moppeds und Autos sorgten, blieb nicht viel Zeit zum aergern, denn in der naechsten Sekunde lagen sie schon wieder weit hinter uns.
Nach Villa de Leiva folgte San Gil, ein kleiner sehr huebscher, belebter und von vielen Kolumbianer als Urlaubsziel genutzter Ort, der mir bis jetzt am besten gefiel und der dieses typische suedamerikanische Flair zu 100% erfuellte, dass ich mir vor meiner Reise ausgemalt habe.

Mit einem Plaza central auf dem sich alle Kolumbianer einfinden um ueber das kommende Fussballspiel zu reden, Kinder die ihre Eltern ordentlich bei Laune halten, Musiker, Maler und jegliche Art an Verkaeufern, die noch versuchen den Restbestand des Tages loszubekommen und viele junge Leute , die sich um den Getreankeladen zentrierten, fuellte sich dieser Platz am Abend und wird zu einem bunten und belebten Ort. Auch zum Kleider, Schmuck und Schuhe shoppen, war San Gil mehr als geeignet

(auch wenn meine Begeisterung eher bei den Baeckereien und Saftleaden lag).

Puenktlich um 9 sassen wir dann am Samstag in einer Bar, um von da aus mit einer Tasse echten kolumbianischen Kaffe

das Spiel, Deutschland gegen Argentinien zu verfolgen, wobei wir am Ende mit unserer Freude ueber den Sieg von dem Rest der Geaste begleitet wurden.

Kristin hat die erste Station ganz ausgelassen, darum schreib ich noch schnell ein paar Worte dazu.
Zapaquira ist eine kleine Stadt nur etwa 20 km von der Stadtgrenze Bogotas entfernt und hat eine der sehenswertesten Staetten in Kolumbien. In ein Salzbergwerk ist eine Kathedrale mitsamt Kreuzweg gehaemmert worden.

Das Salz ist dabei im Stein und muss fuer die Gewinnung mit viel Wasser aus dem Bruch, der aus dem Berg transportiert wird, ausgespuelt werden.

Die ganze Aufmachung war sehr beeindruckend.

Taufbecken

Kreuzweg

Am Ende der Tour gabs den „tiefsten Caffee Kolumbiens“ (ein teures Vergnuegen, das uns meine Oma gesponsort hat) und er war, obwohl ich kein grosser Kaffeetrinker bin, sehr gut.

Zapaquira selbst ist eine relaxte, ruhige Stadt mit einem wirklich schoenen Zentrum, wie es viele kolumbianische Staedte haben:

Durch die Aufteilung des Artikels ist es diesmal nicht ganz so zum erwuenschten roten Faden gekommen. Dadurch sind auch noch ein paar Bilder ueber, die es jetzt einfach hinterher gibt.

1.)
Downsizing
Hier auch ein Mal ein gutes Beispiel inwiefern uns die Suedamerikaner schon voraus sind: In der deutschen Automobilindustrie wird die ganze Zeit vom „Downsizing“ gesprochen. Suedamerikanische Bauern haben das schon laengst umgesetzt, wie an diesem Bullen unschwer zu erkennen ist.

2.)
EasyRider

3.)
Packesel

Danke fuers Lesen und fuer eure Kommentare!
Ich hoffe bald wieder zum Posten zu kommen, wobei sich keiner wundern darf wenn die Kadenz in diesem Monat etwas abnimmt.
Bis dann
Kosta und Kristin

Verfasst von: kosta232 | Juni 21, 2010

Raus aus Peru!

Sodele,
Ihr habt es nicht anders gewollt, Ihr sensationsluesternen Leser. Haenderingend hab ich nach was gesucht, worueber ich schreiben kann, bis ich zuletzt endlich wieder die Flugrolle ueben konnte. Jetzt kann ich auch beruhigt posten, es war die letzten Wochen einfach zu wenig adrinalingeladen!
Der wahre Grund allerdings lag darin, dass ich etwas besorgt bin, meine Eintraege eintoenig werden zu lassen, ohne wirklich etwas neues bieten zu koennen. Schreiben ist schwierig und mit Erfolgsdruck noch schwieriger.

Das letzte Mal als ich gepostet habe, war ich auf 3300 Meter und war noch nie nass geworden, inzwischen bin ich wesentlich niedriger, dafuer nah am Aequator und nass werde ich eigentlich jeden Tag.

Nach Cusco, dem Standort beim letzten Post, haben wir (Pete, Bruce und ich) uns in der Dreiergruppe nach Norden aufgemacht. Dadurch, dass die Hauptstrassen im Land sternfoermig von Lima weglaufen und wir uns quer zu diesen Verbindungen bewegt haben, mussten wir eigentlich immer ungeteerte Wege nehmen. Das Vorrankommen war dementsprechend langsam, manchmal durch sehr schoene Landschaften aber nie entspannend.

Nach einer sehr anstrengenden Etappe von Andahuaylas nach Ayacucho haben wir durch mein Buch ein richtig tolles Hotel gefunden. Und das ist wirklich nicht einfach. Es hatte Alles: Schoene Zimmer, sauberes Bad und wichtig: einen gewissen Raum zum Entspannen und Durchatmen. Das ganze zu einem guenstigen Preis.
Die meisten Hotels die man sonst findet sind schon ok, aber es sind halt meistens einfach nur Zimmer in denen man sich nicht unbedingt wohlfuehlt und wo man sich nicht einfach mal entspannt hinsetzten kann um ein Buch zu lesen. Wenn also mal einer durch Ayacucho faehrt, unbedint ins Hotel „Criolleria“ oder so gehen!
Es hat uns so gut gefallen, dass wir drei Naechte geblieben sind. Nach der letzten Etappe hatten wir das auch alle dringend noetig.
Schon schwach: nach Cusco haben wir alle drauf gebrannt endlich weiter zu kommen, aber schon nach 2 oder 3 Tagen fahrt waren wir wieder fuer eine Pause faellig.

Einen Nachmittag habe ich mir auf dem Markt, der direkt vor unserer Tuere war, Kaese, Trauben und einen frisch gemachten Saft geholt, mich damit auf der Terasse breit gemacht und gefuehlt wie Gott in Frankreich. Der Kaese war zwar schlecht und nur mit den Trauben zusammen zu geniesen aber dennoch war es ein toller Nachmittag. Ich glaube es ist wichtig, sich vor allem auf anstrengenden Abschnitten immer mal wieder etwas zu goennen. Es geht dabei nicht darum viel Geld auszugeben, sondern sich selbst neben all den Anstrengungen auch mal zu belohnen.

Nach Ayacucho war der Plan Richtung Huancayo zu fahren, um dort in der Gegend den hoechsten mit einem Fahrzeug befahrbaren Pass mit 5100 m zu nehmen. So etwas reizt mich als alten Stammtischprahler natuerlich sehr. Auf der Anfahrt ist auch das obere Bild entstanden. An einer Kreuzung habe ich mich aber dann ziemlich spontan umentschieden und mich von Pete und Bruce getrennt. Die beiden waren relativ ueberrascht von meiner Entscheidung, aber ich hatte einfach die Schnauze voll fuer die beiden, so nett sie sind und so gut wir miteinander klar kommen, den Tourguide, Uebersetzer und Verantwortlichen zu spielen. Das ganze im Grunde auch ohne Kompensation und sei es nur durch gezeigte Dankbarkeit.
Die Folgen waren natuerlich absehbar, aber dennoch war ich erstmal erleichtert wieder allein unterwegs zu sein.

Die naechsten Tage waren dann gepraegt von vielen Kilometern. Ein kleines Altiplano in Peru ueberwinden und dann runter von der Hoehe nach Tingo Maria. (nutzt ruhig die Karte die ich immer mit den Eintraegen pflege)

Tingo Maria ist eine der Drogenhauptstaedte in Peru (laut South American Guidebook, Abk. SAG) und ist schon spuerbar anders als das Peru, das ich bisher erlebt habe. Viiel waermer, viel feuchter und die Menschen etwas entspannter. Sie sprechen hier auch irgendwie ein runderes Spanisch.
Ich habe mich erstmal ueber die Waerme gefreut und war gespannt was mir das Tiefland so zu bieten hatte.

Von Tingo Maria aus ging es dann in aller Herrgottsfruehe nach Pucallpa. Es sollte mal wieder einer der Ritte meines Lebens werden.
Seit dem fruehen Morgen hatte es geregnet. Waehrend des Vormittags wurde es immer mehr. Irgendwann erreicht man dann so einen Grad des Nass-Seins dass der Regen im Grunde nur noch beim Sehen stoert. Zum Glueck war es warm und der Weg fordernd, sodass ich nie gefroren habe.

Um nach Pucallpa zu kommen muss ein letzten Gebirgszug ueberwinden um in das Amazonasbecken zu gelangen. Bei der Abfahrt ueberhole ich dabei auf einmal eine sehr lange Schlange von Autos und LKWs. Naja, wie immer erstmal dran vorbei und sich ganz vorne hinstellen, dafuer faehrt man ja schlieslich mopped. Ganz vorne zeigte sich mir ein beeindruckendes fast schon einschuechterndes Bild.
Der Gebirgsbach, dem die Strasse die naechsten Km folgen soll, war zu einem wirklich krassen, tosenden Fluss angeschwollen und hatte die gesamte Teerstrasse weggefegt. Sie war einfach weg.

Durch das Fehlen der Strasse ist dann auch der Hang nachgerutscht, den jetzt ein paar Baumaschinen so in Form zu bringen versuchen, dass Autos und LKWs drueber koennen.

Als ich schon etwa eine halbe Stunde in stroemenden Regen auf meinem Motorrad sitze erkennt mich einer der Schaulustigen. Es war ein Trucker, der mich von einem Hotel in dem ich ein paar Naechte zuvor geschlaften hatte, gesehen hatte.
Er war ganz aus dem Haeuschen und wollte sich fuer mich einsetzen. Jedenfalls hat er mit den Bauarbeitern gesprochen, hat sie zum kurzen Aussetzen ihrer Schanzarbeiten bewegt und mir dann gewunken.
Von meiner Position aus konnte ich nicht mehr sehen als auf dem Baustellenbild oben. Mhm, was machen, absteigen selber ansehen und beurteilen? Waere sicher das richtige gewesen, allerdings schienen die Bauarbeiter nicht allzulang warten zu wollen. Also los.
Als ich an dem Trucker vorbeikomme, sagt er mir die ganze Zeit nur „Vollgas, Vollgas“… mhm. Na gut, mal sehen, so schlimm kanns ja nicht sein.
Wars aber doch.
Das Problem war, das dieser Hang der gerade in Bearbeitung vom Fluss und Maschinen war, absolut sich noch nicht auf seine endgueltige Position festlegen wollte. So kamen also immer wieder kleinere Steine von oben. Na gut daher also Vollgas?
Ne. Als ich den ersten Abhang runter hin (Point of no Return) seh ich dass vor mir noch alles voller Geroell ist. Darunter Steine die gut und gerne 40 cm aus dem losen Boden ragen. Denken war jetzt nicht mehr angesagt, das Motorrad wabert auf dem schlammigen Untergrund. Von hinten kommt ein fanatisches „Vollgas, Vollgas!…“
Also Vollgas, und erstaunlicherweise ging es nach ein paar Anlaeufen und viel Schaukelei relativ einfach voran. Zum Glueck hatte ich fast neue Reifen!
Auf der anderen Seite Glueckwuensche in Form von Schulterklopfen von den anderen Schaulustigen. Aber der Puls sollte noch lange nicht zur Ruhe kommen. Auf der anderen Seite stelle ich fest, dass ich auf einer Insel festsitze! Ein paar hundert Meter weiter haben Lawinen die Strasse bis auch einen 50 cm schmalen Streifen voellig unter sich begraben. Kein Auto kam hier durch.
Naja aber ich bin nicht so weit gekommen um dann auf einer 100 m langen asphaltierten Insel auf Hilfe zu warten, also weiter.
Das hoert sich jetzt alles reichlich fantastisch an, aber waehrend ich am Umfahren dieser Erdhaufen bin, sehe ich wie der Hang noch mal anfaengt abzurutschen. Kleinere Lawinen erreichten schon die Strasse vor meinem Vorderrad. Und wie zum Teufel soll man sich bei all dem aufs Motorrad fahren konzentrieren wenn die Menge auf der andren Seite winkt als wollten sie eine Boeing am Landen hindern? Ich hab mich fuer die Scheuklappen-Vollgas-Loesung entschieden, und bin angekommen. Ich hab weder zurueckgesehen noch gebremst fuer die naechsten 2km.
Der Rest war dann Gott sei Dank einfach, und da an dem Tag und an den naechsten beiden kein Auto diese Strasse fahren konnte, hatte ich sie allein fuer mich. Auch schoen.

Unterwegs bin ich dann noch hier vorbei gekommen, die „Dusche des Teufels“:

Pucallpa ist eine ziemlich grosse und nicht allzu schoene Stadt. Hier habe ich mir ein Schiff gesucht, dass mich tief in den Amazonasdschungel bringen sollte. Ziel war es bis nach Iquitos auf einem Schiff mitsamt Mopped zu kommen.
Der erste Tag dort, auf den auch mein Geburtstag gefallen ist, war sehr hektisch. 1000 Sachen waren zu erledigen, Internet, Schiff besorgen, Haengematte und Insektenschutzmittel kaufen, Badlatschen, Obst, Wasser fuer ne Woche und das ganze Management mit Motorrad und Gepaeck.
Die Kapitaene lassen einen immer auf dem Schiff schlafen, solang das Schiff noch nicht ausgelaufen ist.

Zuletzt hat alles gut geklappt und so konnte ich mich entspannen und warten, dass das Schiff auslief. Ich habe wegen des Gepaecks eine Kabine genommen, die sogar ein Bad hatte! Luxus!

Im Grunde war das ganze mitsamt der ganzen Sachen, die ich besorgt habe mein eigenes Geburtstagsgeschenk an mich. Hat sich gut angefuehlt.

An meinen zweiten Tag an Bord hatte ich dann das Vergnuegen, nennen wir ihn Marco kennenzulernen, einen Spanier der hyperaktiv und Soziologe ist, was beides fuer sich schon nicht leicht zu ertragen ist. Mit ihm hab ich dann den Tag verbracht, er hat mir einen nahegelegenene See (recht schoen) gezeigt

und wir haben direkt dort ne Menge Bier vernichtet.
Hoehepunkt war, dass ich mal versuchen durfte Piranhas zu fischen. Natuerlich ohne Erfolg. Ist auch gar nicht so einfach, allerdings hab ich als Trostpreis einen anderen mitbekommen, fuers Fotoshooting.

Mit ihm zusammen habe ich auch groessere Vorraete fuer die Schifffahrt angelegt.
Auf den ersten Blick war ein ueberdrehter aber ganz netter Kerl, auf den zweiten Blick ein nerviger, kokainsuechtiger, diabetischer, aeusserst cholerischer, egozentrischer Opportunist. Naja, warum schreib ich das alles? Erstens um loszuwerden und zweitens um das Klischee zu widerlegen, dass man auf Reisen nur tolle Leute trifft. Den Namen hab ich erfunden, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dass Ihr ihn mal trefft relativ gering ist.

Als das Boot dann endlich ausgelaufen war wurde es dann endlich ruhiger. Ich habe einen netten Platz auf dem obersten Deck fuer meine Haengematte gefunden und hab so die meisten Tage doesend und lesend verbracht, waehrend der Amazonasdschungel an mir vorbeizog. Zusaetzlich entspannend war, dass das Essen fuer die Kabinenpassagiere auf einem Teller gebracht wurde. (Morgens, Mittags, Abends immer eine schoene Portion Reis mit Huehnchen und Banane, super Fruehstueck)
Es war sehr schoen einmal ein bissl vom Motorrad weg zu sein, damit zu reisen kann manchmal ganz schoen anstrengen. (aber das wird wieder ein eigenes Kapitel)
Abends haben wir dann aus lauter Langeweile immer viel zu viel Bier getrunken. Mit uns gereist ist noch ein Israeli, komischer Typ, eine serbische und eine peruanische Familie, die in Schweden lebt. Ein ziemlich bunter Haufen.
Schoen waren die Abende, an denen sich spontan eine Musikgruppe mit Mini-Gitarre und Floete/Mundharmonika gebildet hat.

Eine Abwechslung war immer wenn wir an irgendeinem Baum angehalten haben, um Leute ein- und aussteigen zu lassen und um Bananen und Fisch aufzunehmen. Meist kamen dabei Massen von fliegenden Haendlern an Bord.

Hier kann man die selbstgebastelten Container sehen, in denen der Fisch transportiert wird.

In Iquitos selbst hatte ich vor eine Dschungeltour mitzumachen, aber daraus ist nix geworden weil ich etwas unter Zeitdruck stand. Ich hatte nur einen Tag und so haben wir uns Belen, ein absolut unterentwickeltes Viertel mit einem krassen Markt angesehen. Der Markt war so voll und die Umgebung so arm, dass ich meine Kamera nicht ziehen wollte, aber in einer ruhigen Strasse konnte ich wenigstens das Viertel fotographieren:

Die meisten Haeuser, die ohne fliessend Wasser sind, stehen auf Stelzen wegen des wechselnden Wasserpegels des Amazonas.
Der Markt war ziemlich beeindruckend in mehrerer Hinsicht: Erstens der Gesamtzustand. Fehlendes fliessendes Wasser lassen erahnen was sich alles auf der Strasse im bunten Mix wiederfand. Zweitens, die Menschen und was angeboten wurde. Riesige Menschenmassen quetschen sich durch Gassen in denen die Waren auf dem Boden oder Holztischen hergerichtet waren: meist totes Tier und ziemlich… mhm, natuerlich hergerichtet. Und es gab alles. Bis hin zum Affen (aber ich glaube nicht zum essen…).

Am Nachmittag gings dann noch in einen Zoo in dem Tiere aus dem Dschungel ringsherum waren. (Die einfachste und schnellste Methode die Viecher zu sehen). Im Grunde mag ich Zoos nicht besonders, bei dem hier war es nicht anders. Und selbst die Tiere findet man auch im Nuernberger oder Berliner Zoo.
Am besten haben mir allerdings diese kleinen Kerle gefallen, fuer die ich aber keinen Eintritt haette zahlen muessen. Leider hatte meine Kamera mit dem geringen Abstand zum Objekt zu kaempfen, Janis. Ich wollt ihnen nach und dir die Koenigin bringen, aber es hat einfach die Zeit gefehlt.

Die Rueckfahrt lief dann recht aenlich ab. Leider bin ich am ersten Tag ziemlich krank geworden, sodass ich die meiste Fahrt kaum geniessen konnte. Vllt aber waren es auch moegliche Nebenwirkungen der Malariaprophylaxe.

Auf der Rueckfahrt habe ich auch wieder ein spanisches Paerchen und einen jungen Englaender kennengelernt, die ich nach der Ankunft in Yurimaguas, abends in Tarapoto wiedergetroffen habe. Wir haben uns einen schoenen Abend gemacht.

Das Auf- und Abladen war auf jeden Fall der aufregendste und sehr schweisstreibende Teil der Fahrt. Es gibt ja kein richtiges Pier auf das man fahren koennte, sondern nur… nix. Das Schiff rutscht einfach so weit es kann auf den Lehm im Hafen un dann alles runter…

Hier musste mein Motorrad erst auf ein anderes Schiff geladen werden um runterzukommen. Fuer die Aktion hat eigens fuer mich der Kahn seine Position gewechselt.

Nach diesen gut zwei Wochen im Amazonasbecken kann zwei Dinge sagen: Erstens hoffe ich, dass wir genug CO2 emittieren um diese krasse, gigantische Masse an Gruen am Leben zu erhalten. Zweitens: Der Dschungel ist absolut nix fuer mich und fuer Motorraeder gleich gar nicht. Die staendige Feuchte in der man nie richtig trocken wird ist sehr anstrengend.

Seit der Ankunft mit dem Schiff bin ich jeden langen Tag auf dem Motorrad unterwegs um moeglichst schnell nach Bogotà zu kommen. Dort wird mich naemlich am Ende des Monats Kristin besuchen. Ich moechte gern mal wissen, welche Art von Eltern ihre einzige Tochter mit einem Wessi auf einem alten, dreckigen Motorrad durch Kolumbien touren lassen, der nur das Geld seiner Eltern durchbringt, aber ich werde mich nicht beschweren…

Inzwischen habe ich sogar die Grenze ueberquert nach Equador. Fuer alle Biker: Ich habe den Uebergang bei Balsa ganz im Osten genommen. Ist nicht auf allen Karten verzeichnet. Die Strasse von Jaèn zur Grenze ist eine Tortur aber auf equadorianischer Seite ein Erlebnis. Es sollte nur besser nicht regnen, sonst wird es sehr glatt.
Hier hab ich auch mein Schlammbad, auf das ich in er Einleitung Bezug genommen habe, hinter mich gebracht. Nach dem Schleudern auf dem Schlamm sind wir beide im Graben gelandet. Aber ich habe einfach die Punkte aus dem letzten Post angewand (s.o.) und mit der Kraft des Adrinalin ging alles richtig fix!

Ich freue mich in Equador zu sein. Es ist immer schoen ein neues Land zu betreten. Es ist, nach dem was ich bisher gesehen habe, angenehm in ein etwas entwickelteres und vor allem reicheres Land zu kommen. Ich kann dieses Gefuehl nicht so richtig begruenden, vllt habe ich hier weniger Angst um meine Sachen, fuehle mich vllt weniger fremd.
Ich hab ja schon von den ersten Eindruecken bei fremden Laendern geschrieben und bisher gefaellt es mir hier gut!

Im Grunde muss ich noch ein paar Sachen zu Peru sagen. Die Berichte darueber bisher strotzen nicht vor Lob fuer Peru. Aber ich habe in den letzten Wochen festgestellt, dass es schon auch sehr nette Leute neben den Glotzern, Gringoabziehern und Halsabschneidern gibt. Und die Landschaft ist auf jeden Fall eine Reise wert. Vlt kommt es hier nur noch etwas mehr auf die Region an, in der man sich bewegt.
Ein Erlebnis sind auf jeden Fall die Strassenpolizisten in Peru. Anscheinend bleibt kommen sie bei ihrer 2-woechigen Ausbilung nicht ueber den Lehrinhalt der ZVS1/1 „Die unglaubliche Macht der Trillerpfeife“ hinaus. Jedenfalls nutzen sie sie mit unglaublicher Leidenschaft und auch Vielseitigkeit. Ich glaube ein Polizist ohne Pfeife wuerde hier gar nicht ernst genommen. Grundsaetzlich entspricht der exzessive Gebrauch erstmal jeder Situation.
Ich habe sogar einmal von meinem Zimmer aus, nachts einen Polizist auf leerer Strasse gesehen, der den Drang der Pfeife nicht widerstehen konnte und einfach so Laerm gemacht hat. Kein Auto weit und breit. Fleissiger Bursche.

Verfasst von: kosta232 | Mai 29, 2010

Gringo Trail

Sodele,

Der Pc qualmt mal wieder unter dem Dateneingang ueber USB, das kann nur heissen, dass ich mal wieder versuche zu posten.
Inzwischen ist es schon so lange her, dass ich das letzte mal geschrieben habe, dass ich erst nachsehn muss, wo ich das letzte mal geendet habe. Im Grunde wollte ich erst ein Thema einigermassen abgeschlossen haben bevor ich hier wieder poste.

Erfeulicherweise habe ich zu meinem letzten Artikel auch einmal Kritik erhalten. Die Monotonie der vielen Landschaftsbilder ist mir bewusst und ich werde versuchen ein paar andere Bilder einzubinden. Pete, der sich selbst gern als „Angehoeriger der Arbeiterklasse“ beschreibt, formuliert den Gedanken etwas weniger diplomatisch „Fuck off, it`s a fucking road trip! I won`t put up no fucking churches.“
Naja ich schon.
Also erstmal danke fuer die Anregung, ich hoffe in diesem Artikel einen etwas besseren Mix hinzubekommen.

Also der letzte Artikel endet mit Arequipa. Wie angedeutet haben wir uns in die Ersatzteilstrassen gestuerzt um fuer Bruce eine Gabeldichtung zu finden. Das praktische an vielen suedamerikanischen Staedten ist, dass Geschaefte nach Art in die verschiedenen Strassen unterteilt sind. Die Beautysalon-Strasse, die Werkstatt- und Ersatzteilstrasse, die Optiker-Strasse und so weiter. Nach unzaehligen Versuchen (ueber 30 Laeden) haben wir Martin getroffen, einen Mechaniker, der uns dann herumgefahren hat um mit uns zu suchen. Wie haben sogar einen Laden gefunden der Dichtungen aus harten Plasitk selber dreht, aber da waren wir etwas skeptisch. Schliesslich haben wir eine Dichtung gefunden, nicht ganz original aber hoffentlich ausreichend. In der Werkstatt wo Martin arbeitet konnten wir dann auch die Oelwechsel und den Dichtungswechsel durchfuehren.

Ich habe auch mal wieder mein demoliertes Koffertraegersystem mit dem groessten Hammer, den ich finden konnte gerichtet und ein paar Risse geschweisst. Eine Stelle konnte ich sogar sehr zufriedenstellend verstaerken.

Weil uns der Cañon so gut gefallen hat, und das Ticket dafuer vom letzten Besuch noch gueltig war, beschlossen wir ihn nocheinmal diesmal von der anderen Seite zu durchfahren. Pete und Bruce wollten sich eh die Zeit vertreiben bis eine Freundin von ihnen aus England nach Arequipa kommt.
Die Fahrt durch den Cañon war mal wieder fantastisch und es ist das bisher landschaftlich schoenste was ich auf meiner Reise gesehen habe.

Zwei Naechte haben wir mitten drin verbracht und Pete und ich sind mal wieder ohne Gepaeck losgezogen.

Wir haben nach laengerem Suchen auch einen Weg gefunden der uns bis in den Grund des Cañons gefuerht hat. Der Weg war allerdings sehr anspruchsvoll.

Grobes Geroell und eine grosse Steigung forderten alle Konzentration und natuerlich auch wieder ihren Tribut (regelmaesige Leser koennen sich denken was ich meine. Das Bremspedal ist wieder grad und die Schulter schmerzt nur noch wenn ein Tiefdruckgebiet ankommt…)

Pete hat auf der Fahrt auch eine der unzaehligen Kaempfe gegen einen Strassenkoeter verloren und sich auch hingelegt.
Aus diesem Grund konnte er am naechsten Tag, als wir auf dem Weg nach Chivay am Ausgang/Eingang des Tals waren nicht mitkommen, als ich allein einen Trail zu einem Geisyr versuchen wollte. Der Weg wurde uns empfohlen von einem Hollaender und ich hatte noch nie einen Geisyr gesehen, also los.
Der Weg war noch beschwerlicher als der am Tag zuvor und ich komme mit etwa 10 km/h vorwaerts. Allerdings machen grade solche Wege mit der XT Spass und ich wunder mich immer wieder was mein treuer Muli alles ertraegt.
An einer Stelle war allerdings kein Weiterkommen mehr, weil die Strasse durch einen 1,5 m tiefen und 1 m breiten Graben zerstoert war.

Ich freu mich schon wie vernuenftig ich geworden bin, klopfe mir selber auf die Schulter, dass ich keine Stelle zum Uebersetzen sondern zum Wenden suche und bereite mich auf die Rueckfahrt vor.
Beim Wenden allerdings rutscht meine beiden Raeder und ich bin auf dem geraden Weg in den tiefen Graben. Gluecklicherweise verklemmt sich mein Hinterrad an einem grossen (letzten) Felsblock und wir beide fallen Hangabwaerts um.
Prima, weils so schoen ist liegt das Mopped, voll beladen, ueber mir und mein Fuss klemmt unter dem Motor.
1. Ruhe bewahren (Pete haette in zwei Stunden nach mir gesucht, so war es abgemacht)
2. Benzinhaehne abstellen damit die Hose nicht voellig getraenkt wird.
3. Was trinken und nachdenken.
4. Anfangen, von der unguenstigen Position aus, das Mopped abzuladen.
5. Nachdem alles bis auf die Koffer runter ist, Mopped stemmen und Fuss raus.
6. Unbelasteter Koffer ab.

7. Mopped aufheben und auf Seitenstaender, hoffen das der Felsblock haelt. (Gar nicht so einfach, weil auf der Seite von der ich sie anheben muesste ein Graben ist)
8. zweiter Koffer ab.
9. Benzinhahn auf
10. Vollgas und schoen druecken.
11. Glueck haben.
(Wer jetzt nur den Kopf schuettelt gebe ich Recht, ich habe schon darueber nachgedacht erstmal heim zu fliegen und naechstes Jahr mit etwas mehr Grips wieder her zu kommen.)

Von Chivay aus habe ich mich dann wieder von Pete und Bruce getrennt und bin weiter nach Norden. Die erste Station war Sicuani wo endlich auch mal ein Bild von der Strasse gemacht habe.

Hier ist eine kleine Formation einer Schule mit Flagge und Blasmusik unterwegs. Habe ich bisher schon relativ haeufig gesehen. Der Formaldienst war noch nicht vollendet, aber in dem Alter kann man sie bestimmt noch formen.

Ziel meiner Fahrt nach Norden war Cuzco und Umgebung. Es wird zurecht als die Gringo-Hauptstadt beschrieben. Meine erste Station war Pisac um mir dort eine hochgelobt Incafestung anzusehen.
Ganz nett.

Am naechsten Tag nach Cuzco von dort ein paar Touren gemacht. Unter anderem nach Moray.

Im Grunde, auch wenn es vllt nicht gerade fuer mich spricht machen mich die Inkas und was davon uebrig ist nicht allzu heiss. Vllt verpasse ich ja etwas aber so ein Kult um ein Voelkchen dessen groesste Leistung prall geschichtete Steinmauern sind? Vllt hinkt ja der Vergleich, aber im 16 Jhd sind die Europaer auch nicht mehr mit Lendenschurz und Holzspeer durch den Wald gewetzt. Naja ich hoffte dass wenigsten Machupichu etwas besonderes ist.
Nach dem Eintreffen von Pete und Bruce bin ich mal wieder mit Pete losgezogen zu den Salineras. Einem Terassenbau auf dem Salz gewonnen wird. Wasser, das auf seinem Weg durch einen Berg ne Menge Salz geloest hat wird hier in kleinen Becken gesammelt und nach dem Verdunsten des Wassers das Salz vom Boden geschabt. Das ganze geschieht dabei in Handarbeit.

Von den Salineras runter haben wir einen kleinen Pfad eindeckt der uns beide mal wieder an unsere Grenzen bringen sollte. Ein schmaler, mitunter sehr steiler Wanderweg war ein ziemliches Abenteuer.

Richtig interessant wurde es allerdings als in dem steilsten Stueck Haarnadelkurven waren, wo man die schwere XT kaum mit einem Zug rumgebracht hat. Hat Spass gemacht.

Ich hatte mir vor meiner Reise ein paar Ziele gesetzt. Ich wollte gern ein guter Off-Roadfahrer werden. Das Ziel habe ich natuerlich noch nicht erreicht aber ich glaube Gelegenheiten werden sich noch viele bieten.

In einer anderen Hinsicht glaube ich mich auch schon veraendert zu haben: Abends sind wir in Cuzco eigentlich immer im Norton`s Rats. Diese Bar, die Jeff gehoert kannte ich schon aus Lois Buch (Lois on the Loose von Lois Pryce – sehr empfehlenswert, in meinen Augen das beste, kompakteste und unterhaltsamste Buch ueber Motorradreisen, das ich ich bisher gelesen habe). Es war beeindruckend im Gaestebuch die Eintraeger vieler zu lesen, die ich nur aus Buechern kannte.
In der Bar haben wir auch weitere Biker getroffen unter anderem Michael und Conny (Michael hat auf dem Weg nach Cuzco ein Schaf hingerichtet – Sry Michael dass ich deine Geschichten erzaehle, aber mein Eintrag ist diesmal so furchtbar trocken) und noch zwei Deutsche die auf alten BMWs und ihren 11 und 14 jaehrigen Kindern in Suedamerika unterwegs waren. Erfreulich fand ich, dass ich vieles was an dem Abend besprochen und diskutiert wurde viel gelassener sehen konnte, als ich das beispielsweise in Valparaiso vor meiner Abfahrt getan habe. Das heisst natuerlich nicht dass alles was besprochen wurde Bloedsinn war, aber jeder entwickelt seine eigene Art zu reisen, findet seine eigenen Grenzen. Und wenn die ganzen Geschichten, die dem Blog hier etwas wuerze gegeben habe zu etwas gut waren, dann dazu in gewisser Hinsicht ruhiger aber auch selbstbewusster zu werden.
Ueber die Tage habe ich auch Jeff etwas besser kennenlernen koennen. Er hat uns ein paar Tips fuer die Umgebung und vor allem fuer meine Unternehmung in den Dschungel (ueber die ich dann hoffentlich berichten kann) gegeben. Vllt treffen wir uns im Norden Perus einmal wieder, er hat dort ein Haeuschen.
Jeff selbst faehrt eine Norton irgendwas und hat das Ding wohl auch schon oefters den Weg bei den Salineras runtergebracht – Respekt.

Sodele damit komme ich zum letzten Abschnitt dieses Eintrages, nein diesmal kein sentimentales Gefasel, sondern die Fahrt nach MachuPichu:

Grundsaetzlich gibt es zwei Moeglichkeiten nach MP zu kommen. Einmal von Osten mit der Bahn und einmal von Westen. Die Bahn war nach meinem Fuehrer ziemlich teuer ( ca. 70 Euro) aber inzwischen habe ich gehoert, dass es auch billiger gehen soll. Der Weg von Westen kann teilweise mit dem Fahrzeug gemacht werden. Ein kurzer Abschnitt muss dann auch mit der Bahn, aber wesentlich guenstiger oder zu Fuss gemacht werden.

Wir haben uns fuer den Weg von Westen entschieden und wurden erstmal mit einer fantastischen Strasse, der Pass asphaltiert der Rest Schotter, belohnt.

Die Strasse hat wirklich viel Spass gemacht war aber auch sehr anstrengend. Der Verbrauch der XT ist von 5l auf etwas ueber 10l gegangen. Aber wer will schon eckige Reifen beim Wechseln abgeben?

Beeindruckend waren allerdings die Schaeden die im Jan/Feb bei dem Hochwasser entstanden sind. Es sind Strassen auf mehrere hundert Meter einfach weggebrochen. Eine Strasse der wir gefolgt sind hoert einfach mittem im Felsen auf.

Durch diese Zerstoerungen waren wir gezwungen einen rel weiten Umweg auf einem schlechten Feldweg durch die Berge zu machen. Mit viel Gegenverkehr. Ich durfte mir dabei auch ne Belehrung von einem Taxifahrer einholen, dass ich doch auf meiner Seite fahren soll… Welche Seite? Das ist ein verflixter Feldweg! Und ausserdem folge ich nur meinem Vorderrad…

In Santa Theresa sind wir dann mit Einbruch der Dunkelheit und Beginn des Regens angekommen. Pete und Bruce, die mich oft im Spass, aber nie zu Unrecht, ihren Tourguide nennen, haben meine Agentur von „Kosta Tours“ zu „Crazy Kosta Tours“ umbenannt. Ueberraschen kann es eigentlich nur jemanden der meinen Blogg nicht liest (weil er eben kein Deutsch kann…).
In Santa Theresa erfolgte dann schnell die Ernuechterung bei ein paar Bier (kriegt das mal hin!) Es gibt keine Moeglichkeit mit den Bikes naeher an MP zu kommen. Alles was es gibt ist eine kleine Fuhre ueber den Fluss (natuerlich war die Info, wie eigentlich alle Informationen von Lokalen falsch, aber das konnten wir noch nicht wissen). Der Zug der fahren soll, faehrt nur einmal am Nachmittag Richtung MP. Also Laufen. Fuer mich kein Problem aber fuer meine erfahreneren Mitreisenden nicht so einfach.

Am naechsten Tag also los. Und das Uebersetzen ueber den Fluss war wirklich cool.

An der Stelle haben wir leider Pete verloren, der wegen seiner Hoehenangst nicht uebersetzten konnte. Die Bruecke unmittelbar unter der Fuhre war noch beschaedigt (bis zum Abend)

Der Fussweg war ansonsten ganz nett. Es waren in etwa 14 km. Unterwegs gabs auch was zu sehen:

Besonders gut gefallen hat mir die Wanderung wegen des vollstaendig anderen Klimas. Auf dieser Hoehe (ungefaehr 1600 m) war das Klima subtropisch bis tropisch (wobei ich keinerlei Unterschiede kenne, nur das eine als Steigerung des anderen sehe…)

Nachdem Bruce und ich dann in Aguas Calientes kraeftig gemolken wurden haben wir es endlich auf MachuPichu geschafft. Und ich muss wirklich sagen, im Vergleich zu den anderen Staetten ist diese wirklich beeindruckend. Einfach wegen der Landschaft in der das ganze plaziert ist. Die Bilder sind tausendfach geschossen und keine Uberraschung:

Wir haben uns nicht allzu lange oben aufgehalten, da wir wussten, dass wir den ganzen Weg wieder zurueck laufen mussten. Als wir schon die ersten zwei Kilometer hinter uns gebracht hatten tauchte der hier hinter uns auf:

Aha, also wieder mal ne falsche Info von nem Einwohner. Prall. Aber wozu ist man denn in der dritten Welt? Hier faehrt man doch auf dem Dach von Zuegen. Also losrennen, festhalten, hochspringen. Wollte ich schon immer mal.
Auf dem Zug (der voll von „Gringos“ war) erfolgte ein kleines Handgemenge und wir wurden wieder runtergeworfen! Sauber. Die ach so sauberen Peruaner wollten uns noch nicht mal gegen ein paar Dollar mitfahren lassen! Diese Drecksaecke! Und dann wollten sie uns noch erzaehlen der Zug sei nur fuer Peruaner! Drecksaecke!

Also die 14 km wieder zurueck. Und ich war froh meine BW-Stiefel als Moppedstiefel zu verwenden!

Eine Info fuer die Motorradfahrer die das auch mal machen wollen. (Falls es bis dahin nicht eh schon eine neue Strase gibt) Es besteht die Moeglichkeit sich von Arbeitern der Mine ueber einen Lastenzug ueber den Fluss bringen zu lassen. (kostet halt was…) Es gibt sogar eine Furt aber die wuerde ich nicht mit dem Motorrad versuchen. Ab „Hidro“ muss man dann mit dem Mopped den Bahnschienen folgen.

Am Abend setzte dann Regen bis zum folgenden Tag ein. Durch Lawinen war Santa Theresa dann am naechsten Tag von der Aussenwelt abgeschnitten. Wir wussten von nix und gehens dennoch an.

Und so kommen wir am Abend nach stroemenden Regen und interessanter Fahrt auf Schlamm und Lawinengeroell abends wieder in Cuzco an.

Da ich es diesmal nicht einmal hinbekommen habe das Update in einem Tag zu tippen ist wieder ein Tag vergangen und morgen werden wir endlich nach Norden aufbrechen. Heut hat mein Muli auch neue Hufeisen bekommen, ich fahrejetzt auf Pirelli MT60. Mal sehen ob sie mit den Heidenau mithalten koennen.

Vllt noch ein Wort zu meiner Route. Im letzten Artikel habe ich Titikaksee als naechstes Ziel angegeben. Ich hebe mir den fuer die Rueckfahrt auf, wenn ich dann auch Bolivien angehen werde.

Danke fuers Lesen, ich freu mich auf eure Kommentare.

P.S. Peruaner koennen nicht kochen, nicht tanzen und machen die schlimmste Musik Lateinamerikas. Wirklich. (Die sie im Grunde auch nur dann auflegen, wenn ein Gringo auftaucht!) Sind aber sonst ganz nett. (Sry Nico)

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